Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein ist tief gesunken. Einst residierte er in riesigen Palästen mit goldenen Wasserhähnen. Heute muss sich der Mann, vor dem einst Millionen von Irakern zitterten, in US-Haft in der Unterhose fotografieren lassen. Die Bilder vom Gefangenen Saddam, die das britische Boulevardblatt "Sun" an diesem Freitag veröffentlicht hat, schaden jedoch weniger dem früheren Staatschefs, sondern eher der amerikanischen Regierung.
Serie von Demütigungen
Denn ungeachtet der Verbrechen des ehemaligen Diktators, ist es aus Sicht der meisten Araber einfach geschmacklos, wenn ein Gefängniswärter Fotos von einem halb nackten Gefangenen an eine Zeitung verkauft, die diese dann auch noch auf ihrer Titelseite präsentiert. Für Saddam Hussein, der seinen Landsleuten Jahrzehnte lang Vorträge über "Stolz und Würde" gehalten hatte, ist es dagegen nur eine weitere Schlappe in einer Serie von Demütigungen, die mit seiner Flucht aus dem Palast begann und sich mit seiner Festnahme in einem Erdloch fortsetzte.
Die Veröffentlichung der Bilder dürfte dagegen zum schlechten Ruf der Gefängniswärter und Ermittler des US-Militärs beitragen. Dabei ist dieser durch die Misshandlungen von Abu Ghoreib und Vorwürfe von Gefangenen über einen respektlosen Umgang mit dem Koran im Militärgefängnis Guantànamo auf Kuba ohnehin schon stark ramponiert.
Saddam Hussein selbst ist für die meisten Iraker ohnehin schon lang Geschichte. Zwar hoffen viele, die unter seinem Regime besonders gelitten hatten, dass der Prozess gegen den Ex-Diktator vor einem irakischen Sondergericht bald beginnt. Auf der anderen Seite warnen Beobachter jedoch, dass der Prozess vorübergehend zu einer weiteren Zunahme der Anschläge von sunnitischen Aufständischen und Terroristen führen könnte. Bisher hat noch jede der irakischen Übergangsregierungen erklärt, das Verfahren gegen Saddam zähle zu ihren Prioritäten. Ein genaues Datum für den Prozessbeginn gibt es aber immer noch nicht.
"Das hier ist doch nur Theater"
Im vergangenen Sommer war eine Befragung Saddams durch einen irakischen Richter im Fernsehen übertragen worden. "Das hier ist doch nur Theater", rief er damals verächtlich. Er soll sich vor Gericht unter anderem wegen der Gasangriffe auf irakische Kurden verantworten. Ein Anwalt, der Saddam kürzlich besuchte, sagte anschließend, er sei bei guter Gesundheit und habe keineswegs resigniert.