Nach der Festnahme von Saddam Hussein hat UN-Generalsekretär Kofi Annan ein offenes und faires Verfahren gegen den gestürzten irakischen Diktator gefordert. Saddam müsse "nach internationalen Normen und Standards" für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden, sagte Annan am Montagabend in New York. Zugleich sprach er sich gegen die Verhängung der Todesstrafe aus. US-Präsident George W. Bush hatte zuvor angekündigt, dass die Iraker an einem Prozess gegen Saddam Hussein beteiligt werden sollten. Nach Überzeugung des provisorischen Regierungsrates in Bagdad soll Saddam im Irak vor Gericht gestellt werden.
Präsident Bush sagte, die Iraker seien die Opfer Saddams gewesen, sie seien gefoltert, vergewaltigt und ermordet worden. Deshalb müssten sie nun an dem Verfahren beteiligt sein. Bei seiner letzten offiziellen Pressekonferenz in diesem Jahr hob er am Montag hervor, dass die USA mit den Irakern zusammenarbeiten würden, um nach einem guten Weg zu suchen, Saddam vor Gericht zu stellen.
Todesstrafe für Saddam
Nach Ansicht des Vorsitzende des provisorischen irakischen Regierungsrates, Abdul Asis Al Hakim, "soll der erst in der vergangenen Woche beschlossene Sondergerichtshof über Saddam Hussein urteilen". Das Gericht in Bagdad soll Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und andere schwere Straftaten des früheren irakischen Regimes ahnden. Die Verhandlung solle öffentlich sein, mit möglicher Beteiligung von Beratern und internationalen Persönlichkeiten, sagte Al Hakim am Montag nach einem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac in Paris. Saddam drohe in dem Verfahren auch die Todesstrafe.
Dagegen sprach sich UN- Generalsekretär Annan aus. Die Vereinten Nationen lehnten die Todesstrafe generell ab und würden auch im Fall Saddam nicht von ihrer Überzeugung abrücken. "Wie das Gericht (für Saddam) auch aussehen möge, entscheidend ist, dass es die gleichen Normen respektiert, die auch in internationalen Gerichtshöfen zum Tragen kommen", führte Annan aus.
USA bleibt im Irak
US-Präsident Bush kündigte an, dass die USA auch nach der Gefangennahme Saddams im Irak "den Kurs halten" würden. "Die USA bleiben, bis ihre Aufgabe erfüllt ist", sagte Bush. Es bleibe dabei, dass der Umfang der US-Streitkräfte auf irakischem Boden von der Sicherheitslage abhängig gemacht werde. Am Montag starben bei zwei Autobombenanschlägen auf Polizeiwachen in und um Bagdad erneut zehn Menschen, mehr als 30 wurden verletzt. Im Westirak wurden nach Angaben des US-Zentralkommandos bei Gefechten zwischen Aufständischen und US-Soldaten seit Sonntag vier Iraker und ein US-Soldat getötet.
Am Dienstag wird sich der Weltsicherheitsrat in New York mit der Lage im Irak befassen. Dabei soll auch über die Annahme des vom provisorischen irakischen Regierungsrat vorgelegten Zeitplans für die Bildung einer Übergangsregierung in Bagdad entschieden werden. Im Vorfeld der Sitzung hatten die USA das höchste UN-Gremium erneut um Unterstützung der Koalition im Irak ersucht.
Saddams Schulden
Der Irak-Sonderbeauftragte von US-Präsident Bush, James Baker, wird an diesem Dienstag in Berlin erwartet. Mit Bundeskanzler Gerhard Schröder will er über eine mögliche Umschuldung der irakischen Auslandsverpflichtungen sprechen. Die Schulden Bagdads aus der Regierungszeit von Saddam Hussein gegenüber Deutschland belaufen sich auf etwa 4,4 Milliarden Euro. Insgesamt ist der Irak im Ausland mit etwa 120 Milliarden Dollar verschuldet.
Wie israelische Medien berichteten, hat eine nationale Eliteeinheit vor mehr als zehn Jahren für einen Mordanschlag auf den damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein trainiert. Dies berichteten Medien am Dienstag erstmals, nachdem der Militärzensor wegen der Festnahme Saddams ein jahrelanges Veröffentlichungsverbot aufgehoben hatte. Bislang hatten nur ausländische Medien über den geplanten Einsatz berichtet.
Unfall rettet Saddam
Die Einheit "Sajeret Matkal" wollte im Irak landen und Raketen auf Hussein abfeuern, während dieser an einem Begräbnis teilnahm. Nach einem Trainingsunfall bei den Vorbereitungen in der Militärbasis Zeelim im Süden Israels, bei dem fünf Soldaten getötet und sechs verletzt wurden, wurde der Plan zur Tötung Saddams jedoch aufgegeben.
Den Medienberichten zufolge wollte Israel mit dem Einsatz auf die irakischen Raketenangriffe während des Golfkriegs von 1991 reagieren. Zudem ging man davon aus, dass Saddam Hussein eine andauernde Bedrohung für Israel darstellte.
Die israelische Staatsanwaltschaft begann unterdessen mit Vorbereitungen auf den erwarteten Prozess gegen den gestürzten irakischen Führer. Israel wolle Zeugen entsenden und Dokumente über die Zerstörungen vorlegen, die irakische Raketen in Israel anrichteten, hieß es. Während des Golfkriegs von 1991 waren 39 irakische Raketen in Israel eingeschlagen. Diese hatten jedoch überwiegend Sachschäden angerichtet. Ein Mensch erlitt während eines Angriffs einen Herzinfarkt.