Trotz massiver Gewaltkriminalität haben die Brasilianer eine Initiative zum Verbot des Waffenhandels abgeschmettert: Bei einer Volksabstimmung am Sonntag sprachen sich 64 Prozent gegen den von der Linksregierung unterstützten Vorstoß der Organisation Viva Rio aus; 36 Prozent waren für ein Verbot. Die Neuregelung hätte den Kauf von Schusswaffen und Munition auf Streitkräfte und Polizei, private Sicherheitskräfte, Jäger, Waffensammler und Sportschützen beschränkt.
Die Abstimmungsniederlage sei ein Ausdruck des Protests gegen die Regierung und den Mangel an einer nationalen Sicherheitspolitik, sagte der Koordinator der Viva-Rio-Kampagne, Antonio Rangel. Hingegen sagte der Abgeordnete Alberto Fraga, das Ergebnis bedeute, dass die Brasilianer ihr Recht behaupten wollten, sich selbst zu verteidigen. In Washington sprach die einflussreiche US-Waffenlobby von einem "Sieg für die Freiheit".
In Brasilien werden jährlich 39.000 Menschen erschossen. Bezogen auf die Bevölkerungsgröße liegt das Land damit hinter Venezuela weltweit auf Platz zwei der Länder mit den meisten Toten durch Schusswaffengebrauch. Vor einigen Monaten lag die Zustimmung zu einem Verbot des Waffenhandels noch bei fast 80 Prozent. In den vergangenen Wochen gewann aber die Schusswaffen-Lobby immer mehr Zulauf.
An der Volksabstimmung nahmen etwa 120 Millionen Brasilianer teil. Die Teilnahme war für alle Bürger zwischen 18 und 70 Jahren verpflichtend. Stimmberechtigt waren aber auch Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren.