Schwarzgeld-Skandal in Frankreich Französische Presse rechnet mit der Regierung ab

Scharfe Worte in den Zeitungen: Die Schwarzgeld-Affäre des zurückgetretenen Haushaltsministers Jérôme Cahuzac hat in Frankreich eine Welle der Empörung ausgelöst.

Die katholische französische Zeitung "La Croix" kommentiert die Folgen der Affäre um die Schwarzgeld-Konten von Ex-Budgetminister Jérôme Cahuzac für die Regierung:

"Es ist unerträglich, wenn die Eliten ein schlechtes Beispiel geben. Präsident François Hollande hat das sehr schnell begriffen. So hat er sofort den Brandschutz hervorgeholt, um nicht durch den Sturm davongetragen zu werden, und um seine Handlungsbereitschaft zu demonstrieren. Doch alle Regeln, Gesetze und Kontrollen nützen nichts, wenn die politisch Verantwortlichen ihre Ämter nicht als einen Dienst an der Allgemeinheit betrachten und von anderen verlangen, was sie selbst nicht leisten. Man kann von Politikern verlangen, dass sie ihr Mandat und ihre Aufgaben mit Rechtschaffenheit und nach strengen moralischen Grundsätzen erfüllen."

"Le Monde" sieht Gefahr für die Demokratie

Die unabhängige französische Tageszeitung "Le Monde" kommentiert die Erschütterung der französischen Regierung durch die Schwarzgeld-Affäre des ehemaligen Budgetministers Jérôme Cahuzac:

"Der Präsident der Republik verliert bereits seit zehn Monaten ständig an Glaubwürdigkeit, was seine Arbeit schwer behindert. Diese Behinderung könnte jetzt abgrundtief und lähmend werden. Die Franzosen halten ihn entweder für naiv oder inkompetent, oder er hat diese Lüge mehr oder weniger gedeckt. In beiden Fällen wiegt sein Fehler schwer. Frankreich steckt tief in einer wirtschaftlichen und sozialen Krise, jetzt ist eine tiefe Krise der Demokratie hinzugekommen, die das elementarste Vertrauensverhältnis zwischen Volk und Regierenden zerstört hat. Der Präsident der Republik muss darauf eine Antwort geben. Er trägt eine gewaltige Verantwortung und muss unverzüglich reagieren, damit das Land nicht in weitere politische Katastrophen schlittert und noch schlimmere demokratische Fehlentwicklungen erlebt."

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ds/DPA