Vorwand für neue Eskalation? Separatistenrepublik Transnistrien bittet um "Schutz" vor Moldau – Moskau sieht "Priorität"

Ein moldauischer Soldat schiebt Wache am Grenzübergang zur Separatistenrepublik Transnistrien
Ein moldauischer Soldat schiebt Wache am Grenzübergang zur Separatistenrepublik Transnistrien
© Imago Images
Die Führung der Separatistenrepublik Transnistrien hat den Kreml offenbar um "Schutz" vor der Republik Moldau gebeten, wie russische Agenturen melden. Das könnte Moskau einen Vorwand liefern, um in Moldau einzumarschieren.

Bei einem Sonderkongress haben die Behördenvertreter der Separatistenrepublik Transnistrien am Mittwoch eine Erklärung beschlossen, in der sie Russland um "Schutz" vor Moldau bitten. Das berichten russische Nachrichtenagenturen und lokale Medien. Der Resolution zufolge wird Moskau darum gebeten, "Maßnahmen einzuleiten, um Transnistrien angesichts des zunehmenden Drucks durch Moldau zu verteidigen". Was genau sie von Russland erwarten, war zunächst nicht klar. 

Aus Moskau kam prompt die Antwort: Russische Nachrichtenagenturen zitierten das Außenministerium mit den Worten, "der Schutz der Interessen der Bewohner Transnistriens, unserer Landsleute, ist eine der Prioritäten".

In Moldau, das zwischen der Ukraine und Rumänien liegt, dürften diese Nachrichten die Angst vor einer russischen Aggression auch auf ihrem Staatsgebiet schüren – erst recht, weil Russland bereits seit Jahrzehnten eigene Soldaten in Transnistrien stationiert hat. 1992 kämpften die Separatisten gegen die pro-westliche moldauische Regierung in einem kurzen Bürgerkrieg mit hunderten Toten. Transnistrien hat heute eine eigene Währung, eigene Sicherheitskräfte und eigene Pässe.

In dem völkerrechtlich zu Moldau gehörenden Gebiet sind rund 1500 russische Soldaten stationiert. Die meisten Menschen in Transnistrien sind russischsprachig, viele von ihnen haben auch die moldauische, russische oder ukrainische Staatsbürgerschaft.

In Transnistrien leben 450.000 Menschen

Moskau wiederum unterstützt die Region, in der rund 465.000 Menschen leben, wirtschaftlich und politisch - unter anderem mit kostenlosen Gaslieferungen. Seit dem Konflikt mit der Ukraine ist die Verbindung zwischen Russland und Transnistrien aber stark beeinträchtigt.

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Anzeichen wachsender Spannung im Konflikt um Transnistrien gegeben. Im Jahr 2022 erschütterten mehrere Explosionen mit ungeklärter Ursache das Gebiet. Im März 2023 erklärte die Führung der pro-russischen Separatisten, die Ukraine habe einen gescheiterten Mordanschlag gegen ihren Anführer verübt. In der vergangenen Woche erklärte das russische Verteidigungsministerium schließlich, die Ukraine plane einen militärischen Angriff auf Transnistrien - legte hierfür jedoch keinerlei Beweise vor.

AFP · DPA
tis