Eine Luxuswohnung an der Seine in Paris legte sich Manuel Noriega einst zu, nun muss der langjährige Machthaber von Panama mit einer französischen Gefängniszelle Vorlieb nehmen. Zu sieben Jahren Haft verurteilte ein Strafgericht den 76-Jährigen am Mittwoch in Paris. Der Ex-General hatte nach Überzeugung der Richter umgerechnet rund 2,3 Millionen Euro Drogengelder auf französischen Konten gewaschen - Noriega blieb bis zuletzt uneinsichtig und macht Verleumdungen seiner einstigen Schutzmacht USA für seinen tiefen Sturz verantwortlich.
Mitleid kann der in Lateinamerika abfällig auch "Pockengesicht" genannte Noriega nicht erwarten. Denn über Jahre drangsalierte der skrupellose General politische Gegner in seinem Heimatland - auch Mordvorwürfe gibt es. Der Aufstieg in den 80er Jahren zum De-facto-Machthaber von Panama gelang dem Kind aus einer armen Familie damals mit Unterstützung der USA.
Schon als junger Offizier wurde Noriega, der ursprünglich Psychiater werden wollte, von der CIA angeworben. Ausgebildet wurde der spätere Geheimdienstchef an der als Diktatorenschmiede verrufenen US-Armeeschule "School of the Americas" in der Panama-Kanalzone, die bis 1999 von den USA verwaltet wurde. Mehr als 320.000 Dollar soll er bis 1986 für seine Dienste vom US-Geheimdienst erhalten haben.
Zum "starken Mann" Panamas rückte er ab 1981 auf, nachdem der damalige Militärmachthaber Omar Torrijos bei einem rätselhaften Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, mit dem Noriega in Verbindung gebracht wurde. Bis 1989 bestimmte Noriega dann die Geschicke Panamas - nie als Präsident, aber als General, der über Strohmänner im Präsidentenpalast regierte.
Von seiner Schutzmacht USA, für die Panama nicht zuletzt aufgrund des Kanals zwischen dem Atlantik und dem Pazifik strategisch wichtig ist, hatte sich Noriega da schon längst entfernt. Der Vorwurf des Drogenhandels für das kolumbianische Medellín-Kartell tauchte in den 80er Jahren massiv auf, auch gab es Streit um die Kontrolle des Panama-Kanals. Doch Noriega ließ sich weder von US-Sanktionen noch von Massendemonstrationen beeindrucken.
Am Ende war für die USA das Maß voll: Am 20. Dezember 1989 marschierten US-Truppen in dem kleinen Land ein. Noriega flüchtete in die Botschaft des Vatikan. Die US-Truppen umstellten das Gebäude und beschallten es Tag und Nacht mit unerträglich lauter Heavy-Metal-Musik. Nach zehn Tagen gab der Mann auf, der das Land jahrelang mit eiserner Hand regiert hatte.
Die US-Armee flog ihn nach Miami im US-Bundesstaat Florida aus, wo er wegen Drogenhandels und Geldwäsche zu 40 Jahren Haft verurteilt wurde. Die Strafe wurde später wegen guter Führung reduziert. Schließlich saß er 20 Jahre wegen seines Status als Kriegsgefangener in einer 25 Quadratmeter großen Einzelzelle ab, die wegen ihrer großzügigen Ausstattung die "Präsidenten-Suite" getauft wurde. Im April lieferten ihn die US-Behörden an Frankreich aus.
In Paris war Noriega schon 1999 in Abwesenheit zu einer zehnjährigen Haftstrafe und hohen Geldstrafen wegen Geldwäsche verurteilt worden; wegen seines Einspruchs musste das Verfahren aber neu aufgerollt werden. Noriega behauptet, das Geld, das er unter anderem in Pariser Luxusimmobilien steckte, stamme aus seinem Privatvermögen sowie vom US-Geheimdienst CIA.
Nun verdonnerte ihn das Pariser Gericht auch dazu, dass 2,3 Millionen Euro beschlagnahmt werden, die auf seinen französischen Konten gesperrt waren. Persönlich schmerzen dürfte den Ex-General womöglich noch mehr, dass ihm voraussichtlich jene hohe französische Auszeichnung entzogen wird, die er 1987 erhalten und die er oft stolz präsentiert hatte: die Aufnahme in die französische Ehrenlegion.