Der Vorfall erinnert an einen Simpsons-Witz: Vor vier Jahren gab es in der US-Comedy-Serie eine Szene, in der Homer Simpson vor einer Wahlmaschine steht und Barack Obama wählen will. Doch der Computer schlägt seine Stimme dem damaligen Präsidentschaftskandidaten John McCain zu. Fünfmal versucht Homer seine Wahl zu korrigieren, am Ende hat er sechsmal für den Republikaner gestimmt. Jetzt ist dieses groteske Szenario in der Wirklichkeit angekommen - und es ist scheint bei weitem nicht das einzige Wahlproblem zu sein.
In Pennsylvania wurde laut dem Nachrichtensender NBC News eine Wahlmaschine aus dem Verkehr gezogen, nachdem sie mit Videobeweis dabei ertappt wurde, wie sie Stimmen für Obama in Stimmen für Mitt Romney umwandelte. Es meldeten sich auch Republikaner, deren Stimmen für Romney in Stimmen für Obama umgewandelt wurden. Das Video wurde zuerst vom Nutzer "centralpavoter" auf Youtube gepostet. Es zeigt den Finger eines Wählers, der wiederholt das Feld mit Obamas Namen anwählt, doch die Maschine markiert das Feld mit Romneys Namen. Die Republikaner hatten bereits letzte Woche einen Beschwerdebrief an die Wahlbehörde verfasst. Ein Sprecher des Innenministeriums von Pennsylvania erklärte, die fehlerhafte Maschine sei "rekalibriert" worden und würde wieder eingesetzt.
In Manhattan waren Stimmzettel nicht auffindbar
Auch in anderen Bundesstaaten kam es zu Schwierigkeiten bei der Stimmabgabe. Vor allem in den vom Sturm "Sandy" betroffenen Gebieten im Nordosten der USA. Im New Yorker Bezirk Queens etwa wurde ein ungeheiztes Zelt als improvisiertes Wahllokal benutzt. Nach Problemen mit den Generatoren fing die Abstimmung mit einer halben Stunde Verzögerung an. "Wir wollten die Ersten sein", sagte am frühen Morgen eine 34-jährige Frau, die seit dem Sturm bei Verwandten wohnt. "Wenn erst mal die Sonne aufgeht, bricht hier der Wahnsinn aus." In einem Wahllokal in Manhattan waren die Stimmzettel zunächst nicht auffindbar.
Weil in New Jersey eine Reihe von Wahllokalen geschlossen wurden oder umziehen musste, durften viele Wähler ihre Stimme per Fax oder E-Mail abgeben. Diese ungewöhnliche Wahl allerdings scheiterte offenbar teilweise an der Technik. Im Landkreis Essex war es nicht möglich, Mails an die Wahllokale zu schicken – einige elektrische Stimmzettel wurden einfach als unzustellbar zurückgeschickt, wie etwa die The-New-Yorker-Journalistin Betsy Morais berichtet. "Ich musste zudem dreimal anrufen, um einen Zuständigen zu erreichen", sagte sie. Letztlich musste sie den Stimmzettel aus dem Internet ausdrucken und zurückfaxen.
Obama fordert Wähler zu Geduld auf
Auch aus Florida, wo es vor zwölf Jahren erhebliche Probleme bei der Auszählung gegeben hatte, werden teilweise absurde Vorkommnisse gemeldet. So sollen laut der "Tampa Bay Times" hunderte von Menschen am Wahltag von einer Maschine angerufen worden sein, die ihnen mitteilte, dass die Wahl "morgen", also am Mittwoch, sei. Zudem bildeten sich vor vielen Wahllokalen so lange Schlangen, dass Präsident Barack Obama per Twitter um Geduld bat. Eine Vereinigung von Anwälten hatte bereits im Vorfeld eine "Wahl-Not-Hotline" für solche Fälle eingerichtet und sprach von "Chaos".
Der demokratische Senator Eric Kearney aus Ohio beklagte sich darüber, dass einige, vor allem afroamerikanische, Wähler in Cincinnati aufgefordert wurden, ihre Stimmen in provisorischen Wahllokalen abzugeben, die erst in elf Tagen ausgezählt werden. Das berichtet die Seite "Buzzfeed". Offizielle Stellen sagten allerdings, dass ihnen keine entsprechenden Beschwerden zu Ohren gekommen seien.
Scharen von Anwälte stehen bereit
Wegen des knappen Ergebnisses der Präsidentschaftswahl fürchten manche bereits eine ähnliche juristische Schlacht wie vor zwölf Jahren, als George W. Bush und Al Gore nur wenige Stimmen auseinanderlagen. Am Ende hatte damals der Oberste Gerichtshof über den Wahlausgang entschieden. Um den Wahlverlauf streng auf mögliche Unregelmäßigkeiten zu überwachen, haben Demokraten und Republikaner in diesem Jahr Heerscharen von Anwälten mobilisiert. Im Fokus stehen dabei auch die Staaten New York und New Jersey, wo die Wahl wegen des Hurrikans "Sandy" innerhalb weniger Tage umorganisiert werden musste und deswegen möglicherweise besonders viele Unregelmäßigkeiten auftauchen.