Unter dem Eindruck der tagelangen Proteste und Plünderungen in Teilen des Landes begeht Südafrika an diesem Sonntag den internationalen "Mandela Day". Der Tag erinnert an den Geburtstag des ersten schwarzen Präsidenten der Kap-Republik, Nelson Mandela, an dessen Versöhnungswerk nach Abschaffung der rassistischen Apartheid.
In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Gesetz, Rechtsstaatlichkeit und Essen für alle". Er soll zudem an die Verabschiedung der Landesverfassung vor 25 Jahren erinnern, die als einer der fortschrittlichsten der Welt gilt. Sie trat danach offiziell am 4. Februar 1997 in Kraft.
Doch das Land erlebt zurzeit eine Welle der Gewalt. "Wir haben unsere Unschuld verloren, der Rassismus erhebt wieder sein hässliches Antlitz", sagte Sello Hatang von der Mandela-Stiftung am Freitag in einem TV-Interview. Die extreme Ungleichheit und weit verbreitete Armut im Lande sei eine tickende Zeitbombe. "Wir sind eine gewalttätige Demokratie, das können wir besser hinbekommen", sagte er. Diejenigen, die die Werte Mandelas missachteten und mit Füssen träten, müssten zur Verantwortung gezogen werden. Jeder Einzelne müsse sich nun selbst schwierige Fragen stellen.
Präsident Cyril Ramaphosa sprach von "geplanten" Ausschreitungen. Die Verantwortlichen hätten einen "Aufstand" provozieren wollen, sagte er in einer Fernsehansprache. Die Regierung werde alles daran setzen, sie zur Rechenschaft zu ziehen.
Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas aus Protest auf die Straße. Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Vor allem in der Provinz Gauteng mit der Metropole Johannesburg und in KwaZulu-Natal gab es Plünderungen. Nach Angaben der Regierung starben viele der Todesopfer bei Massenpaniken im Zusammenhang mit den Plünderungen, einige erlitten aber auch Schusswunden.
2500 Festnahmen in einer Woche
Präsident Ramaphosa räumte am Freitagabend ein, dass die Behörden "nicht ausreichend" auf die Ausschreitungen vorbereitet gewesen seien. Zugleich unterstrich er: "Wir werden diejenigen finden, die zu dieser Gewalt angestiftet haben."
Zuvor hatte Ramaphosas Kabinettsmitglied Khumbudzo Ntshavheni von "fortgeschrittenen" Ermittlungen im Zusammenhang mit den Verantwortlichen für die Unruhen gesprochen. Ein wegen Anstiftung zu den Unruhen Verdächtiger sei festgenommen worden, elf weitere würden überwacht, sagte sie. Allmählich kehre das Land wieder "zur Normalität" zurück, sagte Ntshavheni weiter.
Insgesamt wurden im Zusammenhang mit der Gewalt und den Plünderungen der vergangenen Tage mehr als 2500 Menschen festgenommen. Zur Eindämmung der Gewalt hatte die Regierung am Mittwoch die Mobilisierung von rund 25.000 Soldaten angekündigt - zehnmal mehr als ursprünglich vorgesehen.
Am Freitag landete im Johannesburger Vorort ein Militärhubschrauber mit dem Armeekommandeur Rudzani Maphwanya an Bord. "Wir werden sicherstellen, dass niemand die Autorität des Staates herausfordern wird", sagte er. "Gewalt werden wir mit Gewalt begegnen."

Infolge der Gewalt und Plünderungen wurden auch Lieferketten und Transportverbindungen unterbrochen, was im schwer von der Corona-Pandemie betroffenen Südafrika Furcht vor Engpässen bei Lebensmitteln und Medikamenten auslöste. In der Stadt Durban bildeten sich am Freitag lange Schlangen vor Supermärkten. Bewohner der Stadt berichteten von stark gestiegenen Brotpreisen.
Agrarministerin Thoko Didiza rief die Bewohner anderer Provinzen auf, "Panikeinkäufe" zu unterlassen. "Wir haben genügend Lebensmittelvorräte in diesem Land", betonte sie. "Das unmittelbare Problem in den Lieferketten für KwaZulu-Natal wird mit Dringlichkeit behandelt."