Bei einer spontanen Trauerfeier haben Hunderte Südafrikaner Abschied von Nelson Mandela genommen. Viele von ihnen tanzten und sangen in der Nacht zum Freitag vor dem Haus des Friedensnobelpreisträgers in Johannesburg, einige hielten Bilder des "Vaters der Nation" in den Händen oder schwenkten die südafrikanische Fahne. Andere wiederum entzündeten Kerzen, um dem am Donnerstagabend im Alter von 95 Jahren verstorbenen Nationalhelden zu gedenken.
Die Menge vor dem Anwesen spiegelte die multikulturelle Gesellschaft des Landes wider. So zog es etwa Schwarze, Weiße, Asiaten, Christen, Muslime und Juden zu Mandelas Domizil im Vorort Houghton - dem Haus, in dem er gegen 20.50 Ortszeit starb. Uniformierte Sicherheitskräfte hielten die Menge behutsam zurück. Über dem Haus kreisten Hubschrauber
"Ich bin optimistisch für Südafrika, insbesondere wenn ich sehe, wie die Menschen hier reagieren", sagte der 26-jährige Adam Alagiah, ein Südafrikaner indischer Abstammung, der Nachrichtenagentur dpa. "Die Schwarzen hier nahmen ein weißes Kind auf die Schultern, und sie sangen die Nationalhymne gemeinsam. Das war vielsagend, das war Madiba." Madiba ist Mandelas Clanname.
Trauer um den "Vater der Nation"
Yousef Tal, der vor dem Bürgerkrieg im Kongo nach Südafrika geflüchtet war, sagte der dpa: "Ich bin hierhergekommen, um dem Vater der Nation meinen letzten Respekt zu erweisen. Er hat eine Menge für Afrika und die Welt getan."
Mandela hatte wegen seines Kampfes gegen das rassistische Apartheidsregime 27 Jahre lang in Haft gesessen. 1994 wurde er erster Präsident des demokratischen Südafrikas. Mandela ebnete den Weg zur Aussöhnung von Schwarzen und Weißen in seinem Heimatland.
Die Welt reagiert auf die Todesnachricht
Reaktionen auf Mandelas Tod kommen aus der ganzen Welt. Der frühere südafrikanische Präsident Frederik de Klerk empfindet die Zusammenarbeit mit dem verstorbenen Nationalhelden als Auszeichnung. Es sei eine Ehre für ihn gewesen, gemeinsam mit Mandela auf die ersten demokratischen Wahlen in dem Land im Jahr 1994 hinzuarbeiten, sagte de Klerk. "Auch wenn wir politische Rivalen waren und unser Verhältnis häufig hitzig war, wir waren immer in der Lage, in kritischen Momenten zueinanderzufinden, um die vielen Krisen zu lösen, die bei dem Verhandlungsprozess entstanden."
Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte Mandelas "politisches Vermächtnis der Gewaltfreiheit und der Absage an jeglichen Rassismus" und glaubt, er werde für Menschen auf der ganzen Welt noch lange Zeit eine Inspiration bleiben.
"Wir haben einen der einflussreichsten, mutigsten und zutiefst guten Menschen verloren", reagierte US-Präsident Obama auf Mandelas Tod. Auch die britische Königin Elizabeth II. zeigt sich "tief traurig". Er habe "unermüdlich für das Wohl seines Landes gearbeitet, und sein Vermächtnis ist das friedliche Südafrika, das wir heute erleben", erklärte die Queen Er würdigte zudem, dass der Südafrikaner mehr erlebt habe, als von einem Menschen erwartet werden kann.
"Alter Freund des chinesischen Volkes"
Die chinesische Regierung hat den verstorbenen früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela als "alten Freund des chinesischen Volkes" gewürdigt. Mandela habe die "Achtung und die Liebe von Menschen überall auf der Welt gewonnen", hieß es in einer Erklärung des chinesischen Außenministeriums vom Freitag.
"Nelson Mandela hat gezeigt, was für unsere Welt und untereinander möglich ist, wenn wir an Gerechtigkeit und Menschlichkeit glauben, davon träumen und gemeinsam daran arbeiten", lobte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon den "Giganten für Gerechtigkeit und eine auf dem Boden gebliebene Inspiration".
Der Dalai Lama schrieb in einem Brief an Mandelas Familie, er werde seinen "teuren Freund" vermissen, den er als "Mann von Mut, Prinzipien und unbestreitbarer Integrität" kennengelernt habe.