Aus der mehrheitlich kurdischen Stadt Afrin in Nordsyrien sind nach Angaben von Aktivisten seit Mittwochabend bereits mehr als 150.000 Zivilisten vor der Offensive der türkischen Armee geflüchtet. In der Nacht zum Samstag habe es heftige Kämpfe am Nordrand der Stadt gegeben, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die türkischen Truppen und ihre syrischen Verbündeten versuchten, in die Stadt vorzudringen.
Zuvor hatte die Beobachtungsstelle erklärt, die türkische Armee habe das wichtigste Krankenhaus in Afrin beschossen und 16 Zivilisten getötet, darunter zwei schwangere Frauen. Die türkische Armee weist das zurück.
Demos in Hannover und anderen Städten
Tausende Menschen haben in Hannover am Samstag gegen die türkische Militäroffensive demonstriert. In der niedersächsischen Landeshauptstadt waren zwei Demonstrationszüge angemeldet, an denen sich nach Angaben eines Polizeisprechers insgesamt rund 8000 Menschen beteiligten.
Die beiden Protestmärsche sollten sich zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung vereinen. Einer der beiden Aufzüge musste mehrfach gestoppt werden, da Teilnehmer verbotene Symbole zeigten und verbotene Parolen skandierten, die jeweils einen Bezug zu der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hatten.
Demonstranten zeigten Flaggen mit verbotenen Symbolen
Nachdem trotz mehrmaliger Aufforderung Fahnen mit verbotenen Symbolen nicht heruntergenommen wurden, seien Beamte eingeschritten, um diese sicherzustellen, teilte die Polizei über Twitter mit. Daraufhin seien Einsatzkräfte mit Flaschen beworfen und mit Fahnenstangen angegriffen worden. Es habe eine Festnahme gegeben. Auch in anderen deutschen Städten waren am Samstag Demonstrationen geplant. Hintergrund ist das kurdische Neujahrsfest Newroz.
Afrin ist beinahe komplett umzingelt. Lediglich im Süden gibt es einen Fluchtkorridor, der es den Bewohnern ermöglicht, die Stadt in Richtung der von syrischen Kurden oder der syrischen Regierung von Machthaber Baschar al-Assad kontrollierten Gebiete zu verlassen. Die mehr als 150.000 Zivilisten, welche die Stadt in den vergangenen Tagen verlassen hätten, seien "über diesen Süd-Korridor" geflüchtet, hieß es von der Beobachtungsstelle.
30 Zivilisten bei Luftangriffen auf Afrin getötet
Überdies meldete die Beobachtungsstelle, in der seit Wochen unter Beschuss der syrischen Regierungstruppen stehenden Rebellenhochburg Ost-Ghuta bei Damaskus, seien am Samstag 30 Zivilisten bei neuen Luftangriffen getötet worden. Keine Angaben machte die Stelle zunächst dazu, wer die Angriffe flog. Die syrischen Truppen werden auch von den russischen Streitkräften unterstützt.
In dem seit sieben Jahren wütenden Bürgerkrieg sind die Angaben der Beobachtungsstelle - wie auch jene der Konfliktparteien - für Medien kaum zu überprüfen.
