TERROR-WARNUNG Bomben in Mietwohnungen?

US-Geheimdienste befürchten nach amerikanischen Medienberichten vom Samstag neue große Terroranschläge. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei vermieteten Wohnungen.

US-Geheimdienste befürchten nach amerikanischen Medienberichten vom Samstag neue große Terroranschläge. Wie die »New York Times« in ihrer Internetausgabe berichtete, beobachteten die Dienste einen erhöhten Informationsaustausch zwischen Angehörigen des Terrornetzwerks El Kaida von Osama bin Laden. Dies lasse auf einen neuen Terrorangriff schließen. Jedoch seien die Drohungen, die einen so schweren Anschlag wie am 11. September oder sogar einen noch schlimmeren vermuten ließen, nur vage. Zudem fehlten Hinweise auf Zeitpunkt, Ort und Art eines möglichen geplanten Anschlags.

Warnungen an Makler

Unterdessen bat die US-Bundeskriminalpolizei FBI, Immobilienmakler um erhöhte Aufmerksamkeit, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Es gebe Hinweise, dass Führungsmitglieder der El Kaida darüber gesprochen hätten, Wohnungen in verschiedenen Teilen der USA anzumieten und dort Bomben zu legen. Wie das FBI zu dieser Information gekommen sei, konnte ein Vertreter der Behörde laut CNN nicht sagen. Da die Angaben nicht bestätigt seien oder auch nicht räumlich eingegrenzt werden konnten, habe das FBI keine formelle Warnung herausgegeben, hieß es weiter.

Besorgnis erregende Informationen

Geheimdienstmitarbeiter, die nicht genannt werden wollten, sagten der »New York Times«, dass die in den vergangenen Monaten abgefangenen Drohungen vage, aber Besorgnis erregend seien. Da die Informationen für die US-Regierung zu unkonkret gewesen seien, habe es keine neue Terrorwarnung gegeben.

Vergleichbar mit dem 11. September

Der Informationsaustausch zwischen El-Kaida-Angehörigen sei dem vor dem 11. September ähnlich stark ausgeprägt gewesen. Nach Geheimdienstinformationen könnten auch Europa und die arabische Halbinsel Ziele von Anschlägen sein. Einige der Informationen stammen von in Afghanistan gefassten El-Kaida-Kämpfern. Ob es sich bei den anderen abgefangenen Informationen um Telefongespräche, Funksprüche, e-mail-Verkehr oder etwas Anderes handele, wurde nicht mitgeteilt.

Trotz aller Erfolge im Kampf gegen den Terrorismus habe Washington weiter keine konkrete Hinweise auf einen möglichen nächsten Schlag von El Kaida, erklärten Angehörige von Nachrichtendiensten und Strafverfolgungsbehörden. Es sei das dritte Mal nach den Anschlägen vom 11. September, dass eine erhöhte Aktivität der Kommunikation in diesem Bereich festgestellt worden sei, berichtete CNN.

Weitere personelle Konsequenzen

US-Vizepräsident Richard Cheney hatte erst am Donnerstag gewarnt, dass die reelle Möglichkeit eines neuerlichen, möglicherweise noch verheerenderen Anschlags immer noch bestehe. Nach der Enthüllung schwerer Pannen bei der Terroristenbekämpfung vor den Anschlägen des 11. September muss der Chef der Gegenspionage des Geheimdienstes CIA gehen. Wie der US-Fernsehsender ABC weiter berichtete, würden weitere personelle Konsequenzen erwartet.

Der Abwehrchef, Cofer Black, wird offenbar für die mangelhafte Abstimmung zwischen den einzelnen Behörden mitverantwortlich gemacht. US-Präsident George W. Bush ist unter starken politischen Druck geraten, weil er nach Ansicht der oppositionellen Demokraten auf eine Serie von Warnzeichen nicht ausreichend reagiert hat.

Nach Medienberichten vom Samstag hatte eine Arbeitsgruppe der US- Regierung schon zwei Jahre vor den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon vor einer solchen Möglichkeit gewarnt. Das Bundeskriminalamt FBI habe seit mehreren Jahren gewusst, dass Osama bin Laden und seine El-Kaida-Organisation Piloten in den USA und anderen Ländern ausbilden ließen.

Bush seit August 2001 informiert

Die »Washington Post« berichtete, Präsident Bush sei Anfang August 2001 von den Sicherheitsdiensten ausdrücklich auf das Ziel der Terroristen hingewiesen worden, »den Kampf nach Amerika zu tragen«. Dies steht im Gegensatz zu Angaben des Weißen Hauses, das Schwergewicht habe auf Gefahren im Ausland gelegen.

Bush-Sprecher Ari Fleischer hatte am Freitag bestätigt, dass am 10. September, einen Tag vor den Terroranschlägen, ein Aktionsplan gegen das El-Kaida-Netzwerk fertig war. Das Dokument habe aber noch nicht auf dem Tisch des Präsidenten gelegen. Weil die Pläne detailliert vorlagen, hätten die USA nach den Anschlägen so prompt reagieren können, berichteten US-Medien. Der Krieg gegen die Taliban begann am 7. Oktober mit den ersten Bombardierungen, knapp vier Wochen nach den Anschlägen.