Terroranschlag in Österreich Der Überblick: Was wir über Tat und Täter in Wien wissen – und was nicht

Florian Matthies
Augenzeuge des Terrorangriffs in Wien – Florian Matthies spricht über seine Beobachtungen.
Sehen Sie im Video: Augenzeuge zum Wiener Terrorangriff – "Der Attentäter lag dort, sie haben Herzmassage gemacht" Videoquelle: n-tv.de
Tote und Verletze in Wien: Nach einem Terroranschlag in Österreichs Hauptstadt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Was bislang über Tat und Täter bekannt ist – und was nicht.

Nach dem Terroranschlag in Wien am Montagabend ist noch nicht klar, ob der Täter alleine gehandelt hat oder ob er Komplizen hatte. Sicher ist: mindestens vier Passanten sind bei der Bluttat ums Leben gekommen, auch ein Täter wurde erschossen.

Terroranschlag in Wien: Was wir wissen...

Die Tat: Der Terrorangriff ereignete sich wenige Stunden vor Beginn des teilweisen Lockdowns in Österreich. Die ersten Schüsse fielen am Montagabend gegen 20 Uhr nahe der Hauptsynagoge in einem Wiener Ausgehviertel. Bewaffnet mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und einer Machete sowie einer Sprengstoffgürtel-Attrappe feuerte ein Mann in die Menge und wahllos in die Lokale. Mindestens ein Mann brach tödlich getroffen auf einem Bürgersteig zusammen. Insgesamt wurden mindestens vier Passanten getötet: ein älterer Mann und eine ältere Frau, ein junger Passant und eine Kellnerin, wie Österreichs Kanzler Sebastian Kurz mitteilte. Außerdem wurde ein Täter von der Polizei erschossen. Weit mehr als ein Dutzend Menschen wurden verletzt, sieben von ihnen nach Angaben der österreichischen Nachrichtenagentur APA lebensgefährlich.

Der Ort: Nach Angaben der Polizei gab es sechs verschiedene Tatorte, darunter die Seitenstettengasse, den Morzinplatz, den Fleischmarkt und den Bauernmarkt. Einer der Orte liegt in der Nähe der Synagoge. Nach der Tat war die Wiener Innenstadt zeitweise mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr erreichbar. Weder Busse noch Bahnen steuerten Ziele im historischen Kern der Zwei-Millionen-Metropole an.  

Die Hintergründe: Der Anschlag geht nach den Worten von Österreichs Innenminister Karl Nehammer auf das Konto mindestens eines islamistischen Terroristen. Der Attentäter, der nach dem Anschlag in der Wiener Innenstadt von der Polizei erschossen worden ist, sei ein Sympathisant der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Nehammer. Er sei 20 Jahre alt gewesen, hatte nordmazedonische Wurzeln und war einschlägig wegen Mitgliedschaft in einer terroristischer Vereinigung vorbestraft.

Der Attentäter wollte in der Vergangenheit nach Syrien ausreisen, um sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzuschließen. Er sei daran gehindert worden und stattdessen am 25. April 2019 wegen Mitgliederschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 22 Monaten Haft verurteilt worden, erklärte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der Nachrichtenagentur APA mit. Er sei am 5. Dezember "vorzeitig bedingt entlassen" worden. Demnach galt er als junger Erwachsener und fiel damit unter die Privilegien des Jugendgerichtsgesetzes.

Die Ermittlungen: Nach dem Anschlag wurde mehrere Wohnungen durchsucht, die Wohnung des Täters wurde aufgesprengt. Mehrere Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit. 1000 Beamte sind nach Angaben des Innenministeriums in Wien im Einsatz.

... und was wir nicht wissen: 

Die Opfer: Die Identitäten der vier Opfer und des bislang bekannten Täters sind noch nicht veröffentlicht worden.

Die Verantwortlichen: Polizei und Innenministerium gehen von einem politischen Hintergrund aus. Unklar ist aber, ob der getötete Schütze Komplizen hatte. "Wir können derzeit nicht ausschließen, dass es noch andere Täter gibt", so der Innenminister. 

Das Motiv: Trotz der Verbindung zur Terrormiliz IS ist das konkrete Motiv für die Tat ebenso wenig bekannt wie ein Bekennerschreiben oder -video. Wollte der Schütze Panik im gut besuchten Ausgehviertel verbreiten oder hatte er sich die Synagoge als Ziel ausgesucht? Nach Angaben des Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, waren allerdings sowohl die Synagoge als auch das Bürogebäude an derselben Adresse zum Zeitpunkt der ersten Schüsse nicht mehr in Betrieb und geschlossen.

DPA
fs

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