Der Republikaner Rick Perry, Gouverneur von Texas, konservativer Christ und Washington-Kritiker, bewirbt sich um die Kandidatur seiner Partei. Umfragen und Experten zufolge dürfte er sofort an die Spitze der Bewerber für die Wahl im November 2012 schießen. Mit seiner Ankündigung stahl er am Wochenende seinen Mitbewerbern die Schau, die ohne ihn zu einer informellen Vorwahl in Iowa zusammengekommen waren. Nach wochenlangen Spekulationen hatte Perrys Sprecher die Kandidatur am Donnerstag bekanntgegeben. Der Schritt des 61-jährigen Perry war lange erwartet worden. Umfragen sehen ihn an zweiter Stelle bei den Republikanern hinter Mitt Romney, dem ehemaligen Gouverneur von Massachusetts, der bei der vergangenen Wahl mit seiner Bewerbung scheiterte. Der Politikwissenschaftler Cal Jillson von der Southern Methodist University geht ebenfalls von einem Zweikampf der beiden Männer aus - "Kopf-an-Kopf".
Perry hat noch nie eine Wahl verloren. Der direkte Nachfolger des ehemaligen Präsident George W. Bush in Texas ist inzwischen der am längsten dienende Gouverneur des zweitgrößten Bundesstaates, in dem etwa 25 Millionen Menschen leben. Der Rancher mit einem Abschluss in Viehwirtschaft diente fünf Jahre als Pilot bei der Luftwaffe und arbeitete sich dann über einen Sitz im Abgeordnetenhaus von Texas über die Vize-Gouverneursschaft politisch hoch. Unter seiner Regierung hat Texas trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten Stellen geschaffen.
Massengebete für Amerika
Das könnte auch der Schlüssel für Perry sein, um die verschiedenen Strömungen der Republikaner zusammenzubringen. Der frühe Anhänger der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung setzt sich für eine Begrenzung der Macht des Bundes ein und machte Kritik an der Politik in Washington zu einem Grundpfeiler seines jüngsten Gouverneurswahlkampfs. Auch sonst kann er bei konservativen Amerikanern punkten. Am 6. August folgten etwa 30.000 Menschen in Houston seinem Ruf zu einem gemeinsamen, öffentlich Gebet für die USA. Seine Frau Antia lernte er in der Grundschule kennen. Sie sind seit 1982 verheiratet und haben zwei Kinder.
Perry dürfte zudem die finanziellen Ressourcen haben, um in der erwarteten Materialschlacht mit Präsident Barack Obama bestehen zu können. Es wird erwartet, dass dieser bis zu einer Milliarde Dollar an Wahlspenden einsammeln kann. Zu Perrys Unterstützern gehören einflussreiche Unternehmer aus der Finanz- und Versicherungsbranche sowie Milliardäre. "Vom Startschuss weg wird er gut im Rennen liegen", sagte Craig McDonald von Texas für Public Justice voraus.
Experten: Republikanisches Bewerberfeld dürfte sich lichten
Durch Perrys Einstieg in das Rennen dürften sich die Reihen der republikanischen Kandidaten lichten, sagt Larry Sabato von der University of Virginia. Sollte die US-Wirtschaft bis zur Wahl so schlecht bleiben, hätten Perry und Romney durchaus Chancen, Obama zu besiegen. Für andere republikanische Kandidaten wie Tim Pawlenty, Rick Santorum oder Michele Bachmann könnten es dagegen jetzt schwer werden, ihre Bewerbung am Leben zu halten.
Schon nach diesem Wochenende könnte es für diese Kandidaten eng werden. Bei der sogenannten Straw Poll in Iowa stimmen die Bürger des für seinen immensen Maisanbaus bekannten Agrarstaats in einer informellen, nicht-bindenden, aber einflussreichen Abstimmung über die republikanischen Kandidaten ab. Zwar hat das Votum erfahrungsgemäß wenig Aussagekraft, was die tatsächlich Kandidatur angeht. Allerdings werden den Verlierern kaum noch Chancen eingeräumt. Perry wurde für diese Zeit in South Carolina erwartet, ein Bundesstaat, in dem die Vorwahlen früh angesetzt sind. Allerdings sollte er am Sonntag nach Iowa reisen.