Kandidatenkür der US-Republikaner Mitt Romney erlebt schwarzen Donnerstag

Alles deutete bisher auf Mitt Romney als Herausforderer von US-Präsident Barack Obama. Doch jetzt gibt Rick Perry auf, stärkt so Mitbewerber Newt Gingrich. Zudem entziehen die Republikaner Romney den Sieg in Iowa.

Schwarzer Tag für Mitt Romney. Bisher deutete alles darauf hin, dass der frühere Gouverneur von Massachusetts das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner gewinnen würde. Doch nun scheint sich das Blatt zu wenden. Erst berichtete die Zeitung "Des Moines Register", dass Romney die Vorwahl in Iowa entgegen dem offiziellen Ergebnis gar nicht gewonnen habe. Die Republikaner erklärten daraufhin Ex-Senator Rock Santorum zum Sieger. Dann wurde bekannt, dass Mitbewerber Rick Perry sich aus dem Kandidatenrennen zurückziehen werde und künftig Newt Gingrich unterstützen wolle - den schärfsten Konkurrenten Romneys um die Rolle des Herausforderers von Präsident Barack Obama bei den kommenden Wahlen.

Dass Perry, Gouverneur von Texas, seine Kandidatur zurückzieht, berichteten der Nachrichtensender CNN und die "New York Times" übereinstimmend. Wie es weiter hieß, will Perry seine Entscheidung noch vor einer TV-Debatte der Bewerber am Donnerstagabend (Ortszeit) in South Carolina offiziell bekanntgeben. In dem Bundestaat finden am kommenden Samstag die nächsten Vorwahlen der Republikaner statt. Damit nicht genug: Die Webseite "Politico" und die Nachrichtenagentur Reuters meldeten zudem, dass Perry seine Unterstützung für Gingrich erklären werde. Gingrich kommentierte den Schritt Perrys auf Befragen zunächst nicht.

Enges Rennen um South Carolina nun möglich

Brisant wird eine Unterstützung Perrys für Gingrich beim Blick auf aktuelle Umfragen für die anstehende Vorwahl. In South Carolina liegt Romney zwar bisher stets in Front, doch bröckelt der Vorsprung auf Gingrich als härtesten Widersacher zusehends. Die jüngste Umfrage vom Donnerstag sieht Romney (37 Prozent) sieben Prozentpunkte vor Gingrich, der in früheren Umfragen noch zehn und mehr Punkte Rückstand hatte. Kämen nun die Stimmen für Perry (bis zu sechs Prozent) hinzu, bahnte sich in South Carolina ein Kopf-an-Kopf-Rennen an.

Kaum gefallen wird Romney angesichts des wachsenenden Drucks, dass nun auch der schon sicher geglaubte Sieg in Iowa wieder in Frage gestellt wird. Wie der "Des Moines Register" am Donnerstag unter Berufung auf Parteikreise berichtete, gewann in Wirklichkeit der christlich-konservative Ex-Senator Rick Santorum die Vorwahl in dem kleinen Agrarstaat im Mittleren Westen mit 34 Stimmen Vorsprung. Dies sei das Ergebnis einer endgültigen Auszählung. Das genaue Ergebnis werde aber wohl nie feststehen, da die Resultate aus acht Stimmbezirken verschollen seien.

Schatten über Sieg von Iowa

Nach stundenlanger Hängepartie war Romney in der Nacht nach den sogenannten Caucuses in Iowa am 3. Januar mit acht Stimmen Vorsprung vor Santorum zum Sieger erklärt worden. Der Erfolg hatte seinen Favoritenstatus untermauert: Anschließend gewann der Ex-Gouverneur von Massachusetts auch die Vorwahl im Bundesstaat New Hampshire - Grund genug für großen Optimismus.

Die Caucuses in Iowa markieren traditionell den Auftakt der Vorwahlen in den USA. Ihre Bedeutung ergibt sich vor allem durch das große Medieninteresse am Abschneiden der Bewerber im ersten wirklichen Test an der Wahlurne. Für die offizielle Kandidatenkür auf dem nationalen Parteitag Ende August hat das kleine Iowa dagegen nur wenige Delegierte zu vergeben. Und: Das Wahlergebnis vom 3. Januar ist für die Verteiligung der Delegiertenstimmen nicht einmal bindend.

Perry - später Einstieg, schneller Ausstieg

Rick Perry war nach seinem späten Einstieg ins Nominierungsrennen im August an die Spitze der Umfragen geschossen, nur um nach schwachen Leistungen in den TV-Debatten wieder deutlich zurückzufallen. Legendär ist der Patzer, als ihm vor laufender Kamera der Name einer Bundesbehörde nicht mehr einfiel, die er unbedingt abschaffen will. Seit der ersten Vorwahl in Iowa am 3. Januar ist Perry nach der Abgeordneten Michele Bachmann und dem Ex-Botschafter Jon Huntsman der dritte Bewerber, der das Handtuch wirft.

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dho/AFP/DPA