Nach der erfolgreichen Jungfernfahrt des Transrapids in Schanghai plant China den Bau weiterer Strecken. Ministerpräsident Zhu Rongji gab Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Zusage über eine Verlängerung der 31 Kilometer langen Trasse der Magnetschwebebahn in der Hafenmetropole auf 300 Kilometer, wie Verkehrsminister Manfred Stolpe berichtete. Der Regierungschef sah gute Perspektiven für die deutsche Technologie beim Ausbau der Hochgeschwindigkeitsstrecken in China. Der Kanzler flog anschließend zum Silvesterabend mit seiner Familie nach Deutschland zurück.
Von der Vision zur Realität
Bei der Probefahrt auf der weltweit ersten kommerziellen Magnetbahnstrecke vom Stadtrand Schanghais zum internationalen Flughafen Pudong wurden 431 Stundenkilometer erreicht. Schröder zeigte sich beeindruckt, dass die Flughafenanbindung in nur 22 Monaten gebaut worden war. «Was vor drei Jahren Vision war, ist heute Realität.» Er sicherte zu, dass Deutschland bereit sei, China beim Transrapid auch an der Technologie teilhaben zu lassen.
Die Einweihung der Strecke, die 2004 den regulären Betrieb aufnimmt, war der Höhepunkt seines dreitägigen China-Besuches. Dabei hatte der Kanzler in Peking den neuen Parteichef Hu Jintao und Präsident Jiang Zemin gesprochen. Zur ranghohen deutschen Delegation gehörten Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, Verkehrsminister Stolpe, Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer und Nordrhein- Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (alle SPD). Eines der Ergebnisse war auch eine Zusage für den Bahnhersteller Bombardier, die dritte U-Bahnstrecke in Schanghai zu bauen.
Stolpe sprach nach der Probefahrt von einem «Durchbruch» für den Transrapid und einem «Signal für Deutschland». Es müsse jetzt «belastbare Finanzkonzepte» für die geplanten Strecken in Nordrhein- Westfalen und Bayern geben. «Nach dem großen Erfolg in Schanghai glaube ich, dass die Banken und Industrie sich vielleicht nicht darum reißen, aber doch bewegen werden.» Der Kanzler hatte zuvor klar gemacht, dass es außer den zugesagten 2,3 Milliarden Euro keine weiteren Mittel für den Metrorapid zwischen Düsseldorf und Dortmund sowie die Flughafenverbindung in München geben wird. Die Bahngewerkschaft Transnet lehnt beide Projekte in Bayern und Nordrhein-Westfalen als verkehrspolitisch überflüssig ab.
Weitere Strecken angekündigt
Die geplante neue Strecke in China wird eine Erweiterung der jetzigen Flughafentrasse von Schanghai in die Nachbarstadt Hangzhou weiter südlich. Dabei könnte auch die Expo 2010 eingebunden werden, sagte Stolpe. Chinas Regierungschef denkt auch an eine Ausweitung nördlich in die Nachbarstadt Nanjing. Er forderte aber, dass die Fertigung stärker nach China verlagert und die Wirtschaftlichkeit erhöht werde. Vor dem Hintergrund von Misstrauen in China gegenüber der neuen Technik hob Zhu Rongji die Sicherheit, große Kapazität, hohe Geschwindigkeit, den niedrigen Energieverbrauch und die Umweltfreundlichkeit als Vorteile hervor.
Verkehrsminister Stolpe berichtete von einer jetzt «klaren Linie» des Eisenbahnministers Fu Zhihuan, der dem Transrapid gegenüber «sehr zurückhaltend» war. Der Minister habe deutlich gemacht, dass die Magnetbahn neben den Rad-Schiene-Systemen zum Zuge kommen werde. Der Minister, der als Gegner einer Transrapid-Verbindung über die 1300 Kilometer von Peking nach Schanghai gilt, tendiere dazu, die Magnettechnik vor allem auf kurzen Strecken einzusetzen.