Mitten in der sommerlichen Feriensaison ist das türkische Touristenzentrum Kusadasi Ziel eines Bombenanschlags geworden, der fünf Menschen in den Tod riss. Eine Selbstmordattentäterin hat sich in einem Bus in die Luft gesprengt, der unterwegs zum Strand war. Unter den Opfern sind zwei Iren und drei Türken, wie die Polizei mitteilte. Deutsche Urlauber waren nicht betroffen. Das Auswärtige Amt aktualisierte seine Reise- und Sicherheitshinweise für die Türkei. Angesichts der "verschärften Sicherheitslage" wird Türkei-Reisenden "besondere Vorsicht empfohlen".
Der Anschlag wurde vermutlich von einer türkischen Frau verübt, wie die Behörden mitteilten. Es habe 14 Verletzte gegeben, darunter sechs britische Touristen. Fünf Schwerverletzte seien ins 70 Kilometer entfernte Izmir verlegt worden, sagte der Arzt in Kusadasi.
Bild des Grauens
Die mutmaßliche Attentäterin wurde von dem Sprengsatz völlig auseinander gerissen, sagte der Polizeigewährsmann. Die Nachrichtenagentur Anadolu zitierte Berichte, nach denen die Frau den Sprengsatz auf ihrem Schoß gezündet hat. NTV berichtete, die Wucht der Explosion habe das Dach des weißen Kleinbusses weggerissen. Die Szene bot ein Bild des Grauens; im Umkreis des Fahrzeugs lagen Leichenteile zerstreut. Passanten leisteten den Verletzten Erste Hilfe.
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Vorausgegangen waren zwei Terrorakte kurdischer Rebellen in Touristenorten am Ägäischen Meer. Am Samstag wies jedoch ein kurdischer Rebellenkommandeur alle Verdächtigungen zurück. Gegenüber der in Deutschland beheimateten Nachrichtenagentur Mezopotamya verurteilte er die Tat.
Wer steckt hinter dem Anschlag?
Der Zwischenfall folgte einer Reihe von Angriffen kurdischer Rebellen in Touristenorten am Ägäischen Meer. Bei einem Angriff in Cesme in diesem Monat wurden 21 Menschen verletzt, darunter drei ausländische Touristen. Im April wurden bei einem Anschlag in Kusadasi ein Polizist getötet und vier Personen verletzt. Zu beiden Anschlägen bekannten sich kurdische Rebellen, die sich Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) nennen. Kurdische Guerillas hatten in der Vergangenheit auch Selbstmordattentäterinnen eingesetzt.
Seit 1984 bekämpften die türkischen Streitkräfte im Südosten Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK). In dem Konflikt wurden 37.000 Menschen getötet, nach der Verhaftung von PKK-Führer Abdullah Öcalan 1999 erklärte die PKK einen Waffenstillstand. Dieser wurde am 1. Juni 2004 für beendet erklärt; seitdem nahm die Gewalt wieder zu.
Kusadasi liegt 70 Kilometer südöstlich von Izmir und ist eines der beliebtesten Touristenzentren am Ägäischen Meer. In seiner Nähe befinden sich wichtige historische Stätten wie Ephesus, Didyma, Priene und Miletos (Milet).