In mehreren arabischen Ländern haben auch Donnerstag wieder tausenden Menschen gegen ihre Regierungen protestiert. In Ägypten brachte sich Oppositionspolitiker und Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei als Alternative zu Präsident Husni Mubarak ins Gespräch und ist nach Kairo geflogen. In Tunesien gingen erneut tausende Menschen gegen die Übergangsregierung auf die Straße, im Jemen forderte eine Menschenmenge den Rücktritt des Staatschefs.
Bei seiner Ankunft in Kairo äußerte sich ElBaradei zunächst nicht näher zu seinen Plänen. "Es ist ein Prozess", sagte er lediglich. Mit Blick auf die Staatsführung betonte der Diplomat: "Eine Hand ist ausgestreckt, aber die Führung muss verstehen, dass Wandel absolut notwendig ist." Es gebe keinen Weg zurück. Nach Angaben des TV-Senders Al Arabiya erklärte sich der 68-Jährige bereit, eine Übergangsregierung zu führen, falls er darum gebeten werde.
Die Opposition hat für diesen Freitag zu Massenkundgebungen in Kairo und anderen Städten aufgerufen. Seit Beginn der Proteste am Dienstag - den größten seit der Machtübernahme von Mubarak vor 30 Jahren - gab es mindestens sieben Tote, etwa 1000 Menschen wurden festgenommen. El Baradei, der in Begleitung seiner Ehefrau aus Wien kam, sagte, er hoffe auf einen friedlichen Machtwechsel in Ägypten. Anders als bei seiner Rückkehr im Februar vergangenen Jahres wurde er diesmal nur von Reportern empfangen. Damals hatten ihn auch Hunderte von Regimekritikern erwartet.
In der tunesischen Stadt Sidi Bouzid riefen Regierungsgegner: "Nein zum Raub der Revolution". Sie forderten den Rücktritt der Übergangsregierung sowie die Auflösung des Parlaments und der Partei des gestürzten Präsidenten Ben Ali. Die Demonstranten folgten mit ihrem Protestmarsch einem Aufruf der Einheitsgewerkschaft UGTT, die nun einen Generalstreik ankündigte. Der Chef der islamistischen Oppositionsbewegung Ennahdha, Rached Ghannouchi, ließ über einen Sprecher seine baldige Rückkehr nach Tunesien ankündigen.
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa forderten tausende Demonstranten den Rücktritt von Präsident Ali Abdallah Saleh. Die Regierungspartei organisierte Gegenkundgebungen, die tausende Menschen anzogen. Der 68-jährige jemenitische Staatschef Saleh war 1978 an die Macht gelangt. Bei den ersten demokratischen Wahlen 1999 wurde er im Amt bestätigt, 2006 erneut für sieben Jahre gewählt.
In Algerien zündete sich ein 34-jähriger Betreiber eines illegalen Parkplatzes aus Protest an, weil er mehrmals keinen Termin bei den Behörden erhalten habe, teilte unter anderen das Büro der algerischen Menschenrechtsliga in Dschelfa mit. Es ist die neunte Selbstanzündgung in Algerien seit Januar, zwei endeten tödlich. In Tunesien hatten die Proteste mit einer Selbstanzündgung begonnen.