Kirill Dmitriev "Rücksichtslos ehrgeizig" – das ist Putins Mann hinter dem Ukraine-Plan

Ukraine: Kirill Dmitriev hat unter Putin eine erstaunliche Karriere hingelegt
"Besessen davon, als bedeutend wahrgenommen zu werden": Kirill Dmitriev will der Ukraine Frieden bringen – zu Russlands Bedingungen
© Vladimir Smirnov / Tass / Action Press
Kirill Dmitriev verhandelte mit den Amerikanern über den Friedensplan für die Ukraine. Der Investmentbanker und USA-Kenner ist Putins bester Manns, wenn es um heikle Missionen geht. 

Am vergangenen Mittwoch feierte Kirill Dmitriev einen Erfolg und er ließ die Welt daran teilhaben. Das US-Nachrichtenseite "Axios" veröffentlichte an diesem Tag erstmals Inhalte aus dem Friedensplan für die Ukraine. Dmitriev retweete fleißig die Posts, mit denen der Axios-Journalist seine Geschichte auf X ankündigte.

Schließlich war es auch das Werk des russischen Sondergesandten, Putins Mann für die Ukraine und die Beziehungen zu den USA. Dmitriev ist das Pendant zum US-Sondergesandten Steve Witkoff, der für Donald Trump heikle diplomatischen Aufgaben übernimmt. Witkoff und Dmitriev handelten den Entwurf für einen Frieden in der Ukraine in den letzten Oktobertagen aus. 

Viel spricht dafür, dass Dmitriev es selbst war, der die Informationen über den 28 Punkte umfassenden Plan durchgestochen hat, der viele von Russlands Maximalforderungen enthält. Die aktuell laufenden Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine um eine endgültige Fassung kommentiert Dmitriev mit Sticheleien und Hetze auf X gegen Wolodymr Selenskyj und die "Kriegstreiber" aus Europa, die die Ukraine unterstützen. Auch darin ist er ganz Putins Mann.

Zitat aus der Bergpredigt Jesu

Dmitirev zitierte sogar aus der Bergpredigt Jesu, um die Bedeutung des Friedensplan zu unterstreichen (und seine eigene): "Glücklich sind, die Frieden stiften, denn Gott wird sie seine Kinder nennen", postete er eine der Seligpreisungen. Das passt zum Emporkömmling, dessen Karriere ihn direkt an Putins Seite führte. 

"Dmitriev ist besessen davon, als bedeutend wahrgenommen zu werden", zitierte die britische Zeitung "The Guardian" eine anonyme Quelle, die ihn aus der Moskauer Geschäftswelt der Nullerjahre kennt. Er sei "rücksichtslos ehrgeizig", habe aber "substantiell wenig zu bieten". Er sei "außergewöhnlich gut darin, sich selbst zu verkaufen".

Dennoch vereinigt Dmitriev Fähigkeiten und Kenntnisse, die ihn besonders wertvoll für Putin machen. Das Außergewöhnliche: Der Sohn eines Wissenschaftlerpaares wurde in Kiew geboren und wuchs dort auf. Die Stadt, die seit bald vier Jahren unter Drohnen und -Raketenangriffen leidet, ist seine Heimat. Dmitriev spricht lieber davon, dass er aus der UdSSR stamme. 

"Er war ziemlich arrogant, aber sehr planvoll. Er wollte etwas erreichen und arbeitete daran", sagte Volodymr Ariev, der mit ihm im selben Jahrgang auf der Schule war und im ukrainischen Parlament sitzt. 

Dmitrievs Vorteil: Er ist ebenfalls ein Kenner der USA – und ein Bewunderer. Mit 15 schickte ihn seine Schule auf eine Reise in die Staaten. Später studierte er in Stanford und an der Havard Business School. Nach dem Studium absolvierte der junge Investmentbanker Stationen bei McKinsey und Goldman Sachs, bevor es ihn zurück nach Kiew zog – hier verwaltete er von 2007 bis 2011 das Vermögen des ukrainischen Oligarchen Victor Pinchuk in Form eines Fonds – und machte damit in Moskau auf sich aufmerksam.

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Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges stoppen Dmitriev nicht

Dmitriev schien der perfekte Mann für den neu aufgelegten russischen Staatsfond RDIF (Russian Direct Investment Fund)  zu sein, der für Auslandsinvestitionen geschaffen wurde. Von da an führte ihn sein Weg direkt in den Kreml und zu Putin. Er war nun häufiger zu Gast in russischen TV-Sendungen und fester Bestandteil der internationalen Finanzwelt. Seine Ehefrau, Natalia Popova, ist eine Freundin von Putins Tochter Katerina Tichonowa – auch das ebnete den Weg in den Machtzirkel um den russischen Präsidenten.

Der russische Präsident begrüßt Kirill Dmitriev im Frühjahr in St. Petersburg
Der russische Präsident begrüßt Kirill Dmitriev im Frühjahr in St. Petersburg
© Vyacheslav Prokofyev / Imago Images

Einen Dämpfer erhielt Dmitrievs Karriere, als nach der Besetzung der Krim 2014 für ihn schwerer wurde, Geschäfte außerhalb Russlands zu machen. Doch er erkannte schnell, dass Trumps Aufstieg für Russland von Vorteil sein könnte. Hinter den Kulissen knüpfte er 2016 Kontakte zur ersten Trump-Administration, wie der Mueller-Report feststellte, der die russische Einmischung in den US-Wahlkampf 2015/16 untersuchte. 

Die Sanktionen der Biden-Regierung gegen den Staatsfond RDIF nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine brachten Dmitriev nicht aus dem Tritt. Sobald Trump seine zweite Amtszeit antrat, sah er erneut die Chance, Russland und Amerika wieder aneinander anzunähern. Er hob besonders hervor, wie viele profitable Geschäfte aus einem Friedensschluss in der Ukraine resultieren könnten. Trump versteht sich als Dealmaker und keiner hat das besser verstanden als Dmitriev und die Russen. Er hat einen Trump-Putin-Tunnel in der Beringstsraße ins Spiel gebracht, um die beiden Länder enger aneinander zu binden. Oder er umgarnt Elon Musk. Dem reichsten Mann der Welt bot Dmitriev im März ein kleines Atomkraftwerk an, damit dieser sein Mars-Projekt verwirklicht.

Putin setzt folgerichtig auf Dmitriev. Der entwickelte nicht nur zu Trumps Sondergesandten Witkoff exzellente Beziehungen, sondern pflegte Kontakte zu wichtigen Figuren der Maga-Bewegung. Die Gemeinsamkeit war und ist ihr rechts autoritäres Politik-Verständnis. Dmitriev hetzt auf X gegen die europäische "Migrationskrise", warnt vor der Indoktrination von Kindern im Westen mit "Pro-Trans-Programmen" und verbreitet Verschwörungstheorien. Das hören einige in Washington lieber als die Kritik aus der "undankbaren" Ukraine.

Quellen: "The Guardian", "BBC", "New York Times", "Blick"

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