Viktor Solotow "Läuft nicht alles so schnell": Putin-Vertrauter räumt Fehleinschätzung wegen Ukraine ein

Ein älterer weißer Mann steht in Gardeuniform mit schwarz-rot-goldener Mütze und weißem Handschuh salutierend in Reih und Glied
Viktor Solotow, Chef der russischen Nationalgarde, bei der Militärparade am 9. Mai 2021 auf dem Roten Platz
© Kirill Kudryavtsev / AFP
Nach außen hin gibt Russlands Präsident Putin den Anschein, der Krieg in der Ukraine laufe wie geplant. Nun gibt der Chef der Nationalgarde zu, dass Moskau sich wegen des Einmarschs verkalkuliert hat.

Erstmals räumte ein ranghoher Beamter aus Putins Sicherheitsapparat ein, dass Russland beim Krieg in der Ukraine nicht so vorankomme wie geplant. Der Kremlchef hatte stets behauptet, alles laufe nach Plan – auch zeitlich. Dagegen sagte nun der Chef der russischen Nationalgarde, Viktor Solotow: "Ich möchte sagen, dass, ja, nicht alles so schnell läuft, wie man sich das wünschen würde." Er sprach davon, dass sich "Nazisten" in der Region hinter friedlichen Bürgern, darunter Frauen und Kindern, in Schulen, Kindergärten und Wohnhäusern verstecken würden.

Zugleich meinte Solotow, dass die russische Armee siegen werde. Er äußerte sich nach einem von Patriarch Kirill gehaltenen Gottesdienst in der Erlöserkathedrale, der Hauptkirche der russisch-orthodoxen Kirche, am Sonntagabend in Moskau. Auch Russlands Nationalgarde nimmt an den Kämpfen in der Ukraine teil.

Russland trifft in Ukraine auf Widerstand

Die prorussischen Separatisten in der Region Luhansk treffen nach Moskauer Angaben weiter auf starken Widerstand ukrainischer Truppen. Im Nordosten der Großstadt Sjewjerodonezk liefen Kämpfe gegen "Nationalisten", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Montag in seinem Morgenbriefing. In der Stadt leben etwa 100.000 Menschen. Die russische Armee drang nach Darstellung von Konaschenkow indes weitere elf Kilometer in der Ostukraine vor.

Die Zahl der seit Kriegsbeginn am 24. Februar zerstörten Militärobjekte liegt demnach inzwischen bei rund 4000 – darunter mehr als 1200 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte seinen Einmarsch in die Ukraine auch damit begründet, dass er das vom Westen mit Waffen ausgerüstete Land "entmilitarisieren" wolle.

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DPA
tkr