In einem international nicht anerkannten Verfahren will Russlands Präsident Wladimir Putin an diesem Freitag vier ukrainische Gebiete annektieren. In der Nacht erkannte der Kremlchef in einem weiteren völkerrechtswidrigen Akt die besetzten ukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja als unabhängige Staaten an. Aus Moskaus Sicht gilt dies als Voraussetzung dafür, dass die Regionen ihre Aufnahme in die Russische Föderation beantragen können. Die Annexion auch der Gebiete Luhansk und Donezk soll bei einem Festakt mit Russlands Machtelite im Kreml besiegelt werden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die russische Bevölkerung aufgefordert, sich gegen Putin aufzulehnen und den Krieg zu stoppen. "Um das zu beenden, muss man diesen Einen in Russland stoppen, der Krieg mehr will als das Leben", sagte Selenskyj in einer in Kiew veröffentlichten Videobotschaft. Nur ein einziger Mensch in Russland wolle den Krieg, meinte er mit Blick auf Putin.
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Kiew hatte zuvor mitgeteilt, dass es den Beitritt zur Nato beantragen wolle. Allgemein gilt als Voraussetzung für einen Beitritt, dass der Kandidat nicht in internationale Konflikte und Grenzstreitigkeiten verwickelt sein darf.
Biden sichert Ukraine weitere militärische Unterstützung zu
Putin hatte unter anderem gesagt, dass Russland sein Territorium – zu dem Moskau nun auch die vier annektierten ukrainischen Regionen zählt – mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen werde. Das wird als eine Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen interpretiert. Die USA haben den Kreml bereits davor eindringlich gewarnt und nicht näher beschriebene schwerwiegende Konsequenzen in Aussicht gestellt hatten.
"Amerika ist gemeinsam mit unseren Nato-Verbündeten bereit, jeden Zoll des Nato-Territoriums zu verteidigen", sagte Biden und richtete seine Worte auch direkt an den Kremlchef. "Mr. Putin, missverstehen sie nicht, was ich sage: Jeden Zoll." Biden bekräftigte zugleich, dass die USA die Einverleibung der besetzten ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson durch Russland nie anerkennen würden. "Und der Rest der Welt auch nicht."
Die heute vollzogene Einverleibung von vier Regionen habe "keine Gültigkeit, keine Legitimation", sagt US-Außenminister Antony Blinken in Washington.
"Wir werden weder diese vorgeblichen Annexionen noch die mit vorgehaltener Waffe durchgeführten fingierten "Referenden" jemals anerkennen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenministerinnen und Außenminister. Russland verstoße gegen internationales Recht und die Souveränität der Ukraine.
Eine solche Entscheidung müsse aber immer im Konsens der Mitglieder getroffen werden. Derzeit gehe es vornehmlich darum, die Ukraine weiter zu unterstützen
Er betont, dass die Bündnispartner keines der vier annektierten Gebiete als Teil Russlands anerkennen. Die Nato fordere alle Staaten auf, diese "offensichtliche Eroberung" zu verurteilen. "Diese Gebiete gehören der Ukraine", so Stoltenberg.
Die Annexion ändere nichts an der Unterstützung für die Ukraine. Dies sei ein Eigeständnis der Schwäche und beweise, dass Putins gescheitert ist, so Stoltenberg.
"Noch nicht, es steht noch viel Arbeit bevor, aber mit der Zeit wird das wahrscheinlich geschehen", sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge auf entsprechende Fragen von Journalisten.