Zehn Punkte enthält der Befehl Wladimir Putins zu Teilmobilisierung in Russland. Auf der Seite des Kremls ist das Dekret im vollen Wortlaut zu finden. Doch zwischen Punkt 6 und Punkt 8 herrscht Leere. Was steht in dem geheimen siebten Punkt des Befehls?
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow erklärte, dass der unveröffentlichte siebte Absatz des präsidialem Erlasses die Zahl der zu mobilisierenden Bürger benenne. "Er ist für den amtlichen Gebrauch bestimmt und deshalb kann ich ihn nicht enthüllen", sagte Peskow während eines Reporter-Briefings. "Das Einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass Sergej Schoigu in seinem Interview von 300.000 Personen gesprochen hat." Also werde in dem Absatz die Rede von bis zu 300.000 Menschen sein, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Peskow.
Warum man allerdings eine Zahl, die praktisch zeitgleich mit dem Dekret veröffentlicht wurde, geheim halten muss, wollte Peskow nicht erklären.
25 Millionen Reservisten und Wehrpflichtige
Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte am Mittwochmorgen in einem Interview mit dem Fernsehsender Russland 24, dass 300.000 Reservisten einberufen werden. Gleichzeitig verfügt Russland laut dem Minister über eine "riesige Mobilisierungsressource". Der Kreml soll auf mehr als 25 Millionen Menschen im Rahmen der verkündeten Teilmobilisierung zugreifen können. Gemäß dem Gesetz können Wehrdienstpflichtige und Reservisten eingezogen werden.
Flucht vor Teilmobilisierung?
Putins Befehl löst in Russland Panik aus. Bereits am Vorabend, als erste Gerüchte auftauchten, stieg in die Trends der Suchmaschinen die Frage auf: Wie kann ich Russland verlassen?
Die russischen Behörden versuchten zunächst, die Panik einzudämmen. Die Leiterin der Föderalen Tourismusagentur, Zarina Doguzowa erklärte, es seien keine zusätzlichen Beschränkungen auf Ausreisen aus Russland eingeführt worden. "Ich bekomme eine große Anzahl von Fragen zum Ausreisen ins Ausland unter den Bedingungen der Teilmobilisierung. Nach unseren Informationen wurden derzeit keine zusätzlichen Beschränkungen für Auslandreisen eingeführt", schrieb sie in ihrem Telegram-Kanal.

Doch die Nachfrage war offensichtlich so groß, dass die Regierung einschreiten musste. "Bürgern, die (als Reservisten) im Militärregister erfasst sind, ist ab dem Moment der Mobilisierung das Verlassen des Wohnorts ohne Genehmigung der Militärkommissariate und der für Reserven zuständigen Exekutivorgane verboten", heißt es in dem seit Mittwoch wieder aktuellen Gesetz "Über die Mobilmachung in Russland".
Laut dem Leiter des Verteidigungsausschusses der Duma, Andrej Kartapolow, betrifft die Einschränkung der Reisefreiheit vor allem Auslandsurlaube. "Sie können weiter ruhig auf Dienstreise nach Krasnodar oder Omsk fahren, aber ich würde Ihnen nicht raten, in türkische Kurorte zu fahren – erholen Sie sich lieber in den Badeorten der Krim und des Gebiets Krasnodar."
Lesen Sie auch: