Podcast "Die Lage- international" Mölling sieht wenig Nutzen in Krieg gegen Hisbollah für Israel

Rauch steigt nach einem israelischen Angriff – möglicherweise auf Hisbollah-Kämpfer – im Dorf Yaroun im Süden des Libanon auf
Rauch steigt nach einem israelischen Angriff im Dorf Yaroun im Süden des Libanon auf. Das Land wird zu großen Teilen von der Hisbollah kontrolliert.
© Taher Abu Hamdan/XinHua / DPA
Eine Offensive gegen die proiranische Hisbollah im Süden Libanons würde Israels Sicherheitsprobleme nach Einschätzung des Experten Christian Mölling nicht lösen – sondern neue schaffen

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling sieht keine Chance für Israel, die Terrormilizen Hamas und Hisbollah dauerhaft auzuschalten. Mölling sagte zum israelisch-arabischen Konflikt am Freitag im stern-Podcast "Die Lage – international“: "So traurig das ist, sehe ich die einzige Möglichkeit darin, diesen Konflikt runterzuregeln, um aus der Gewalt rauszukommen – aber wenn es einen Frieden gibt, dann wird das ein ganz prekärer Frieden sein.“ Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik machte deutlich, dass Israel mit einem Angriff auf die Hisbollah im Südlibanon diese zwar schwächen, aber nicht zerstören könne. "Israel wird kein Problem wegbekommen“, sagte Mölling. "Die Frage ist, welche größeren Probleme man sich damit schafft.“ Ob es zu einem Großangriff auf die Hisbollah komme, hänge auch von den USA ab, die Druck auf ihren Verbündeten Israel ausübten. "Wir sehen den hohen Grad an Nervosität, den die USA zur Zeit zeigen“, erläuterte er. "Ich kann mir schon vorstellen, dass man da massive Drohungen gegen Israel ausspricht. Und sagt: Das könnt ihr nicht machen.“

Hisbollah besser ausgerüstet als Hamas

Mölling verwies darauf, dass ein großer Regionalkonflikt beim vergangenen Schlagabtausch zwischen Iran und Israel vermieden werden konnte. Nach seinem Verständnis hat Iran auch jetzt kein Interesse an einem Regionalkonflikt; was auch für China und Russland gelte. Mölling räumte ein, dass eine Eskalation auch gegen den Willen der Beteiligten möglich sei. Er sagte, es gebe "schon ein Unfallpotential“ – aber auf der anderen Seite seien sich alle Beteiligten sehr klar darüber, welche Interesse die jeweils anderen haben und verfolgen. "Die Akteure wissen, was das Risiko ist“, sagte er.  Die Hisbollah sei militärisch deutlich besser ausgerüstet als die Hamas. „Sie hat ein größeres Problempotential für Israel“, so Mölling.

Kein entscheidender Sieg zu erwarten

Als Ergebnis eines militärischen Konflikts hält Mölling Machtverschiebungen etwa zwischen verschiedenen palästinensischen Akteuren für denkbar. Die Grundkonstellation in der Region werde jedoch voraussichtlich bestehen bleiben. Er sagte: „Über den Konflikt lässt sich wahrscheinlich kein entscheidender Sieg herstellen - in dem Sinne, dass es danach eine Neujustierung der regionalen Ordnung gibt, mit der ein Akteur verschwindet oder viel Macht verliert und ein anderer ganz viel Macht hat und das dann auch noch stabil bleibt.“ Dies sei „die traurige Extrapolation der Vergangenheit in die Zukunft.“