Podcast "Die Lage – International" Experte Mölling: "Russland auch mal im Unklaren lassen"

Ein zerstörtes Auto nach einem russischen Drohnen-Angriff in Dnipro
Eine Frau steht vor ihrem zerstörten Fahrzeug nach einem russischen Drohnen-Angriff auf ein Wohnviertel im ukrainischen Dnipro
© Mykola Miakshykov / Imago Images
Russland spielt mit dem Westen. Schuld daran ist auch die deutsche "Rote-Linien-Diskussion", sagt der Politologe Christian Mölling. Nötig sei ein einfacher Strategiewechsel.

Bei den Verhandlungen über ein Ende des Ukrainekriegs diktiert Russland weiterhin die Regeln. So hat es einem Waffenstillstand bislang nicht zugestimmt, greift stattdessen wieder verstärkt Ziele in der Ukraine an. 

Dafür ist nach Ansicht des Sicherheitsexperten Christian Mölling Deutschland mitverantwortlich. "Das Spiel mit Unsicherheit, das Russland so wahnsinnig gut beherrscht, hat insbesondere Deutschland frühzeitig mit den Rote-Linien-Diskussionen verstärkt", sagte Mölling, Senior Advisor beim Brüsseler Thinktank "European Policy Centre" im stern-Podcast "Die Lage – International".

Deutschland an Putin: Macht euch keine Sorgen

Russland sei, etwa bei der Lieferung bestimmter Waffensysteme, aus Berlin signalisiert worden: "Da braucht ihr euch keine Sorgen zu machen, von uns kommen keine Waffen, die bis nach Moskau reichen." Das habe Deutschland quasi "versprochen" und Putin zudem den Eindruck vermittelt, dass man sich auch daran halten werde. 

"Russland im Unklaren lassen"

Mölling zufolge ist es "eines der größeren Probleme", dass man sich angewöhnt habe, in der "Logik eines Verteidigungskriegs" zu sein. Dies heiße: "Man darf kein Gelände zurückerobern. Was verloren ist, ist für immer verloren. Verteidigung heißt, man darf sich nur wehren." 

Der ständige Unterton sei gewesen, dass "man um Gottes willen Russland nicht reizen darf, damit das nicht schiefgeht". Die vergangenen drei Jahre hätten aber gezeigt, dass dieses Beschwichtigen nicht effizient sei. 

Mölling: "Das bringt in Zugzwang"

Der Politologe rät deshalb zu einem Strategiewechsel: "Russland einmal im Unklaren zu lassen, wo unsere roten Linien sind, das wäre eine clevere Idee."

Zugleich warnt Mölling davor, bei der Ankündigung von Konsequenzen zu konkret zu werden: "Zu klar festlegen ist gefährlich, bringt einen in Zugzwang. Aber einfach mal offenzulassen, wie man auf Dinge reagiert."