Ukraine – die Lage Militärexperte Masala erwartet weitere Schreckensbilder aus dem Ukraine-Krieg

Eine alte Frau mit Kopftuch, Mütze und Winterjacke wischt sich vor einem beschädigten Haus mit links Tränen aus den Augen
In Butscha haben russische Soldaten nicht nur Zerstörungen angerichtet, sondern wohl auch Zivilisten erschossen
© Alexey Furman / Getty Images
Der Militärexperte Carlo Masala geht davon aus, dass die Kriegsverbrechen an Zivilisten in dem ukrainischen Ort Butscha kein Einzelfall sind und schon bald weitere Enthüllungen folgen werden.

Der Militärexperte Carlo Masala geht davon aus, dass die Kriegsverbrechen an Zivilisten in dem ukrainischen Ort Butscha kein Einzelfall sind und schon bald weitere Enthüllungen folgen werden. Im stern-Podcast "Ukraine – die Lage" sagte er am Dienstag, es sei "sehr wahrscheinlich, dass wir noch weitere solche Bilder in den nächsten Wochen sehen werden". Es sei zwar wünschenswert, dass eine internationale Untersuchung stattfinde, aber schon jetzt gebe es keine Zweifel an der Täterschaft. "Der Versuch der Russischen Föderation, dieses Massaker den Ukrainern in die Schuhe zu schieben, bricht ja jetzt schon zusammen", sagt der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München. Und weiter: 

"Es ist keine ukrainische Propaganda. Es ist bittere, blutige Realität dieses Krieges."

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Kriegsverbrechen in Butscha haben System

Masala betont, dass Taten wie in Butscha, wo zahlreiche Zivilisten erschossen wurden, nicht ohne Wissen der Kommandeure denkbar seien: "Es hat eine Systematik. Es ist nicht so, dass junge Soldaten in Panik Kriegsverbrechen begehen." Der russischen Führung hielt er vor, die Verbrechen zumindest zu tolerieren. "Ob es befohlen ist, ist eine andere Frage, die werden wir nicht beantworten können." 

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

Er gehe davon aus, dass Russlands Präsident Wladimir Putin wegen des Krieges vor einem internationalen Gericht angeklagt werde. "Wunschdenken" sei es aber aus gegenwärtiger Sicht, dass Russland Putin auch ausliefert und er sich einem Verfahren stellen muss.

Masala fürchtet, dass die Enthüllungen die Gespräche über eine politische Lösung schwer belasten und möglicherweise vorerst beenden werden. "Es könnte dazu führen, dass wir eine lange Pause in den diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Konflikts sehen werden", sagt er. Er erwartet, dass die Kampfhandlungen sich nun auf den Osten und den Süden der Ukraine konzentrieren werden. Neue Offensiven der russischen Streitkräfte seien zu erwarten. "Die Anzeichen sehen wir ja jetzt schon dafür."

tkr