Unicef "Hilfe erreicht nur die Stärksten"

Internationale Hilfsorganisationen kritisieren die Art, in der die Alliierten Lebensmittel an die irakische Bevölkerung verteilen. Selber können sie aber nicht eingreifen, so lange noch gekämpft wird.

Mehrere internationale Hilfs-Organisationen haben die bisherige Art der Verteilung von Lebensmitteln in Südirak, die unter Aufsicht der alliierten Truppen erfolgt, als menschenunwürdig und ineffektiv kritisiert.

"Wir wollen sehen, dass die Hilfe den Bedürftigsten zukommt und dass dies in einer der Menschenwürde entsprechenden Form geschieht. Wir denken auch nicht, dass nur die Stärksten Hilfe bekommen sollten", sagte Martin Dawes, Sprecher des Kinder-Hilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef), am Sonntag. Bislang sei auch keine Hilfe an Krankenhäuser im Irak gegangen. Zudem werde bisher nicht sicher gestellt, dass Hilfsbedürftige nicht mehrfach kämen, um sich die Hilfspakete abzuholen.

Hilfsorganisationen können im Kampfgebiet nicht selbst verteilen

In den vergangenen Tagen waren im Fernsehen Hunderte von Irakern in der Nähe der Stadt Basra zu sehen, die sich um die von Soldaten angelieferten Lebensmittel-Pakete balgten. Die Pakete wurden aus Kuwait angeliefert. Die Region um Basra ist größtenteils noch nicht unter der Kontrolle der amerikanischen und britischen Truppen und damit zu gefährlich, als dass Hilfsorganisationen selbst die Versorgung der notleidenden Bevölkerung vor Ort übernehmen könnten.

Nahezu alle Hilfsorganisationen haben sich bereits dafür ausgesprochen, dass die humanitäre Hilfe spätestens nach Ende der Kämpfe unter Uno-Aufsicht stattfinden soll.

Ein Uno-Sprecher sagte, die Verteilung von Hilfsgütern dürfe nicht für politische Zwecke missbraucht werden, sondern habe einzig und allein hungernden Menschen zu helfen. "Es sieht für Fernsehkameras zwar sehr gut aus, wenn Soldaten von den Lastwagen aus Hilfspakete an die Menschen verteilen", sagte David Wimhurst vom Koordinations-Büro für Humanitäre Hilfen der Uno für Irak. Aber die rauhe Wirklichkeit, die brutalen Faustkämpfe um die Pakete, würden dabei nicht gezeigt.

Iraker schießen auf Hilfsbedürftige

Auch die Internationale Hilfsorganisation Oxfam übte Kritik an der Verteilung der Güter durch die Truppen. Dadurch dass Soldaten die Pakete ausgäben, würden die Zivilisten zu Zielen für die irakischen Kämpfer, sagte ein Oxfam-Sprecher. Es sei schon von irakischen Garden auf Zivilisten geschossen worden, nur weil diese Brot vom Feind angenommen hätten.

Zerstörte Telefone behindern Hilfsorganisationen

Die weitgehende Zerstörung des irakischen Telekommunikationssystems bei den US-Luftangriffen hat die Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen weiter erschwert. Dadurch sei es unmöglich geworden, Informationen und beunruhigende Gerüchte aus den verschiedenen Landesteilen zu überprüfen, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Sonntag in Bagdad mit. Wegen des fehlenden Zugangs gebe es ein wachsendes Gefühl von Hilflosigkeit beim Gedanken an die Kriegsopfer in Nadschaf, Kerbala oder Nasirija.

Nach Basra gibt es den Angaben zufolge auch ernsthafte Strom- und Wasserprobleme in bevölkerungsreichen Städten westlich von Bagdad. Im Westen der irakischen Hauptstadt sei die Stromversorgung seit Donnerstagnacht unterbrochen. Ingenieure versuchten, mit Generatoren wenigsten sechs Stunden am Tag Wasseraufbereitungsanlagen in Betrieb zu halten.