Einen selbst für amerikanische Verhältnisse ungewöhnlich harten Schlagabtausch lieferten sich im laufenden Kongresswahlkampf George W. Bush und der 2004 bei der Präsidentenwahl unterlegene Senator John Kerry. Dieser war am Montag bei einem Wahlkampfauftritt in Pasadena von seinem vorbereiteten Redetext abgewichen, als er einen Witz über Bush machen wollte. Kerry hatte Studenten aufgerufen, mehr zu lernen, sonst endeten sie im Irak.
Bemerkung "beleidigend und schändlich"
Dem Redetext zufolge sollte Kerry zu den Studenten sagen: "Wisst ihr, wo ihr landet, wenn ihr nicht studiert, wenn ihr nicht clever, wenn ihr intellektuell faul seid? Dann landet ihr bei einem Krieg im Irak. Fragt nur Präsident Bush." Kerry sagte dann aber: "Ihr wisst, die Bildung, wenn man daraus was macht, wenn man hart studiert, seine Hausaufgaben macht und versucht, clever zu sein, dann kann man es zu etwas bringen. Wenn nicht, dann endet man im Irak." Die Republikaner sahen darin eine Beleidigung der US-Soldaten im Irak und forderten eine Entschuldigung von Kerry. Bush nannte die Bemerkung "beleidigend und schändlich."
Kerry, der erwägt, 2008 noch einmal bei der Präsidentenwahl anzutreten, schoss aber wütend zurück. Für seine Kritik am Präsidenten und dessen gebrochenen Versprechungen brauche er sich nicht zu entschuldigen. "Ich bin diese jämmerlichen Republikaner-Attacken leid, die immer nur von denen zu kommen scheinen, die man nie im Kriegsdienst finden kann," wütete Kerry. Seine Bemerkung sei ein verunglückter Scherz über den Präsidenten und seine Leute gewesen, "nicht über unsere Truppen, denn die wissen, wovon ich geredet habe", erklärte der hochdekorierte Vietnamkriegsveteran. Trotzdem sagte er einen Wahlkampfauftritt in Minnesota ab.
"Noch eine harte Woche"
Dabei läuft es für die Demokraten gerade prächtig, nach einem Jahrzehnt im politischen Abseits wächst die Zuversicht, bei den Wahlen in der kommenden Woche wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewinnen zu können. Der Sieg über die Republikaner von Präsident George W. Bush könnte sogar recht deutlich ausfallen, offen traut sich das aber noch kaum ein Demokrat zu sagen. "Wir haben noch eine harte Woche vor uns", sagte Wahlkampfmanager Bill Burton. "Da ist noch nichts sicher." Auch die Republikaner raten den Demokraten, noch nicht allzu siegesgewiss zu sein. Bush, Vizepräsident Dick Cheney und andere Republikaner werfen den Demokraten stetig vor, sie seien für höhere Steuern und einen Rückzug aus dem Irak.
Die Versuche der Republikaner, die Stimmung noch einmal zu wenden, scheiterten bislang. Die Mehrheit der Amerikaner ist mit der Politik von Präsident Bush und besonders auch mit dem Krieg im Irak unzufrieden. Die Zustimmung zum Präsidenten liegt in Umfragen deutlich unter 40 Prozent. Die Republikaner zogen auch schon praktische Konsequenzen und gaben drei kostspielige Wahl-Rennen in Pennsylvania, Colorado und Ohio auf.
Mehr Spenden für die Demokraten
Die Spenden für die Demokraten fließen hingegen üppiger als in früheren Jahren, 30 Prozent mehr Geld als vor zwei Jahren kam bis Mitte Oktober in ihre Kassen. Damit werden Fernsehspots in wichtigen Wahlkreisen finanziert, die helfen sollen, den Vorsprung auszubauen. Um wieder die Kontrolle im 435 Abgeordnete zählenden Repräsentantenhaus zu gewinnen, müssen die Demokraten 15 Sitze hinzugewinnen. Im Senat brauchen sie sechs Sitze, was aber unwahrscheinlich ist. Zur Wahl stehen am kommenden Dienstag unter anderem alle 435 Mandate des Repräsentantenhauses und 33 im Senat.
Der demokratische Wahlkampfmanager Mark Mellman verwies in einem Interview darauf, dass die Partei des Präsidenten bei früheren Wahlen immer 15 Sitze oder mehr verloren habe, wenn die Zustimmung zu seiner Politik unter 40 Prozent lag. Trotzdem appellierten die Fraktionsvorsitzende Nancy Pelosi und Wahlkampfleiter Rahm Emanuel an ihre Mitarbeiter, sich mit Äußerungen über einen Sieg zurückzuhalten, so lange die Stimmen noch nicht ausgezählt seien.