Mit Siegen bei den Präsidentschaftsvorwahlen in den US-Bundesstaaten Virginia und Maryland sowie in der Hauptstadt Washington hat bei den Demokraten Barack Obama erstmals die Führung vor seiner Hauptkonkurrentin Hillary Clinton übernommen. Acht Siege in vier Tagen verbuchte Obama am Ende des Abends. Dennoch bleibt der Wettstreit spannend, denn beide Bewerber sind noch weit von den 2025 Delegiertenstimmen entfernt, die für eine Nominierung benötigt werden. Nach Berechnungen des US-Senders CNN liegt der schwarze Senator nach Delegiertenstimmen mit 1215 zu 1190 erstmals knapp vor der früheren First Lady.
US-Medienberichten zufolge konnte sich Obama bei allen drei Abstimmungen klar gegen Clinton durchsetzen. In Virginia stimmten demnach 64 Prozent der Wähler für den 46 Jahre alten Senator aus Illinois, 35 für Clinton. In Maryland fiel das Ergebnis nach Auszählung von mehr als 60 Prozent der Stimmen mit 60 zu 37 Prozent ähnlich aus. In der Hauptstadt Washington stimmten sogar 75 Prozent der demokratischen Wähler für Obama und nur 24 Prozent für die New Yorker Senatorin Clinton.
Obamas "neue amerikanische Mehrheit"
Barack Obama sieht nach diesen Siegen im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten eine "neue amerikanische Mehrheit" hinter sich. Menschen aus allen Regionen und allen Gruppen hätten sich hinter seinen Ruf nach Wandel gestellt, sagte der Senator aus Illinois bei einer Wahlkampfveranstaltung in Madison im Staat Wisconsin, wo in einer Woche Vorwahlen stattfinden. "So sieht der Wandel aus, wenn er von der Basis kommt", rief Obama vor jubelnden Anhängern, die seine Siege in den Staaten Virginia und Maryland sowie der Hauptstadt Washington feierten.
"Auch wenn wir jetzt in Washington DC (dem Hauptstadtbezirk) gewonnen haben, diese Bewegung wird erst zum Stehen kommen, wenn sich in Washington DC etwas ändert", sagte Obama mit Blick auf das Weiße Haus.
Obamas "neue amerikanische Mehrheit"
Hillary Clinton flog derweil in die texanische Grenzstadt El Paso. Auf ihre Niederlagen ging sie nicht ein. Stattdessen gab sie die Devise für den bevölkerungsreichen Bundesstaat aus, wo es bei der Vorwahl Anfang März um besonders viele Delegierte geht. "In drei Wochen werden wir durch Texas hindurchfegen", gab sie sich kämpferisch.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Senatorin aus New York wird es aber zunächst sein, rasch wieder für Ruhe in den eigenen Reihen zu sorgen: Nun warf ihr stellvertretender Wahlkampf-Chef Mike Henry das Handtuch, nachdem zwei Tage zuvor die Leiterin, Patti Solis Doyle, ihren Posten geräumt hatte.
Obama holt sich Clintons Stammwähler
Zudem dürfte Clinton die Auswertung der jüngsten Vorwahlen Kopfzerbrechen bereiten. Erste Nachwahlbefragungen ergaben, dass Obama bei Gruppen punkten konnte, bei denen die ehemalige First Lady bislang stets stark abschnitt. So hatte Obama in Virginia bei Frauen, Hispanics und Geringverdienern die Nase vorn. In Maryland überzeugte er mehr Senioren als Clinton.
Der Senator John McCain ging ebenfalls aus allen drei Abstimmungen als klarer Sieger hervor. Jedoch fiel sein Triumph über den ehemaligen Baptistenprediger und Ex-Gouverneur Mike Huckabee in Virginia mit rund 50 zu 41 Prozent vergleichsweise knapp aus, was Beobachter als Zeichen mangelnden Rückhalts bei der religiösen Rechten deuteten