Ein inoffizielles Wahlkampfvideo des US-Rappers Will.I.Am für Barack Obama hat über das Musikportal YouTube innerhalb weniger Tage schon mehr als zwei Millionen Hörer gefunden. Zusammen mit Prominenten wie John Legend, Kate Walsh und Scarlett Johansson wirbt der Sänger der Black Eyed Peas damit für den Senator aus Illinois, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten bemüht - doch Obamas Wahlkampfteam war nicht vorab eingeweiht.
Nachdem er Obama bei der Vorwahl in New Hampshire reden gehört habe, habe er etwas für den Senator tun wollen, sagte Will.I.Am: "Es war so, als spräche und verteidigte er alles, was auch mich ausmacht. Also nahm ich seine Rede her, damit jeder andere auch so von dieser Rede berührt würde." Dann machte sich Will.I.Am. innerhalb von zwei Tagen daran, das Video zusammenzuschneiden: Teile aus Obamas Rede, Musik dazu, Slogans und die Unterstützung durch Prominente. "Yes we can", frei übersetzt mit "Ja, wir können es schaffen", ist der Song-Titel, in Anlehnung an einen Slogan Obamas. Auch Obamas Devise "Hope" (Hoffnung) blendet das Video wiederholt ein.
Video stößt auf Gegenliebe
Seit Freitag hat es im Internet bereits mehr als zwei Millionen Hörer gefunden. Doch Will.I.Am hat seither keinen Dank von Obamas Wahlkampfteam erhalten: "Die haben Wichtigeres zu tun. Ich würde Panik bekommen, wenn sie Zeit hätten, mich anzurufen", kommentierte der Musiker.
Doch Obama scheint auch zu den Fans des Videos zu gehören: Er empfahl es bereits Journalisten, und auch auf seiner Webseite findet sich mittlerweile ein Link darauf. Die Frau des Senators, Michelle Obama, zeigte den Film in Los Angeles auch auf einer großen Wahlkampfveranstaltung und forderte die Zuschauer auf, das Video an Familie und Freunde weiterzuleiten: "Nach einem Jahr Wahlkampf habe ich viel erlebt, das mich tief berührt hat, aber das hier musste ich mit euch teilen", erklärte sie den Zuschauern. "Das Internet gibt jetzt den einfachen Leuten die Macht", erklärte Will.I.Am.
Musikalische Wahlkampfwerbung ist in USA nicht neu, bislang waren es aber meist die Kampagnenmanager, die solche Initiativen starteten. Für John F. Kennedy sang Frank Sinatra 1960 eine abgeänderte Version seines Hits "High Hopes". 1992 nutzten die Demokraten den Song "Don't stop" von Fleetwood Mac für Bill Clintons Kampagne.
Clinton in Geldnot
Obamas innerparteiliche Konkurrentin Hillary Clinton ist indes in Geldnot geraten: Sie hat sich umgerechnet 3,4 Millionen Euro geliehen, um genügend Geld für den Vorwahlkampf zu haben. Wie die Politikerin einräumte, pumpte sie die fünf Millionen Dollar im vergangenen Monat aus privaten Mitteln in den Wahlkampf.
Obama hatte im Januar weitaus mehr Spenden eingenommen als die Ex-First Lady: Danach kam er auf 32 Millionen Dollar, sie auf lediglich 13 Millionen Dollar. Obama flossen nach Angaben aus seinem Wahlkampflager nach dem "Super-Dienstag" allein innerhalb von 24 Stunden weitere 3,2 Millionen Dollar zu. Aber auch aus der Umgebung Clintons verlautete, der Spendenstrom sei praktisch über Nacht gewachsen. Clinton und Obama waren aus den demokratischen Abstimmungen über die Spitzenkandidatur für die Präsidentschaftswahl im 4. November am Dienstag praktisch Kopf-an-Kopf hervorgegangen.
Die nächste Runde der Vorwahlen findet am Samstag bei den Demokraten und Republikanern in den Staaten Louisiana und Washington statt. Die Republikaner, bei denen sich der Senator John McCain als klarer Favorit herauskristallisiert hat, stimmen darüber hinaus in Kansas ab, die Demokraten in Nebraska.