Manipulationsvorwürfe Macht eine Stimmen-Nachzählung Hillary Clinton doch noch zur Präsidentin?

Hillary Clinton hat die US-Wahl verloren - wegen rund 100.000 Stimmen in drei Bundesstaaten. Weil es Anzeichen von Manipulation gibt, verlangt Ihre Kontrahentin von den Grünen eine Nachzählung, die Clinton zum Sieg verhelfen könnte.

Würden die Amerikaner ihren Präsidenten direkt wählen - Hillary Clinton hätte die Abstimmung deutlich gewonnen. Zwar sind auch zwei Wochen nach dem Urnengang noch immer nicht alle Stimmen ausgezählt, dennoch liegt die demokratische Ex-Kandidatin fast uneinholbar mit 2,23 Millionen Stimmen vor Donald Trump in Führung. (Stand: 28. November, 8:01 Uhr) Das sind anderthalb Prozentpunkte und entspricht ungefähr dem, was die Umfragen im Mittel prognostiziert haben. Und doch wird Clinton nicht ins Weiße Haus einziehen. Denn dort, wo es drauf ankommt, in einigen wenigen Bundesstaaten, hat sie verloren. Wenn auch nur sehr knapp, am Ende fehlten ihr knapp 100.000 Stimmen in drei Staaten. Das Ergebnis ist so eng, dass bereits Fälschungsvorwürfe die Runde machen.

Wurden die Wahlcomputer gehackt?

Seit einigen Tagen behauptet ein IT-Spezialist von der Uni Michigan, Hinweise für einen Wahlbetrug zu haben. Nach seinen Erkenntnissen habe Hillary Clinton besonders in Wahlkreisen an Stimmen verloren, in denen Wahlautomaten eingesetzt wurden. Als Vergleich wurde das Abstimmungsverhalten von 2012 herangezogen. Dort, wo die Menschen auf Papier gewählt hatten, lagen die Abweichungen jedoch im statistischen Mittel. Da die US-Wahlcomputer unter Experten als manipulationsanfällig gelten, mutmaßt der IT-Fachmann, dass es nicht überall mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Vor allem drei Staaten stehen dabei im Mittelpunkt: Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. Es sind die die Staaten, in denen Donald Trump nur hauchdünn gewonnen hat.

Die Präsidentschaftskandidatin der Grünen, Jill Stein, die landesweit auf rund zwei Prozent kam, verlangt daher eine erneute Auszählung. Zwei Millionen Dollar sind für das Vorhaben nötig, eine Summe, die über den entsprechenden Spendenaufruf bereits seit Donnerstag zusammengekommen ist. "In den vergangenen 48 bis 72 Stunden haben uns besorgniserregende Berichte von (IT-)-Experten erreicht, die auf Sicherheitslücken bei den Wahlen hindeuten", sagte ein Sprecher der Kandidatin auf Facebook. Steins Auszählungswiederholung allerdings solle nicht dazu dienen, "Hillary Clinton ins Amt zu verhelfen", sondern das Vertrauen in das US-Wahlsystem zu untermauern.

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Hillary Clintons unglaublich scharfe Leidenschaft

Auch Mitarbeiter von Clinton hatten jüngst von Wahlfälschungen gesprochen. Um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Gänze zu kippen, müsste die Demokratin die drei Staaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania gewinnen. Sie würde dann die insgesamt 46 Wahlleute zugeschlagen bekommen, während Donald Trump 46 Wahlleute abgezogen werden würden. Clinton käme auf 278 Wahlmännerstimmen, acht mehr als sie zur Präsidentschaftswahl braucht.

Auch Al Gore verlor schon wegen des Wahlsystems

Das US-Wahlsystem sieht vor, dass nur die Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten zählen, die jeweils eine bestimmte Anzahl von Wahlleuten entsenden. Sämtliche Wahlmänner bekommt der Kandidat, der die meisten Stimmen in den Bundesstaaten erhalten hat. So wie Clinton war es bereits im Jahr 2000 ihrem Parteifreund Al Gore ergangen. Der Wahlverlierer Gore errang damals landesweit 544.000 Stimmen mehr als der gewählte Präsident George W. Bush.

Aktuell führt Trump in: 

  • Pennsylvania mit 70.000
  • in Wisconsin mit 22.000
  • in Michigan mit 11.000 Stimmen. Hier steht das vorläufige Endergebnis allerdings noch aus

Donald Trump sprach oft von "Wahlmanipulation"

Die Antragsfrist für eine Nachzählung in Wisconsin endet an diesem Freitag, Pennsylvania folgt am Montag, Michigan am Mittwoch nächster Woche. Experten räumen der Forderung von Jill Stein allerdings nur wenige Chancen auf Genehmigung ein. Obwohl die besonders in Wisconsin genutzten Wahlcomputer in Kalifornien wegen Anfälligkeit für Hackerangriffe verboten wurden.

Eine Wiederholung der Auszählung wegen der Manipulationsvorwürfe würde nicht einer gewissen Ironie entbehren. Denn es war Donald Trump, der im Wahlkampf immer wieder von einer "manipulierten Wahl" ("rigged election") gesprochen hat. Sollten sich seine Vorwürfe bestätigen, hätte der kommende Präsident richtig gelegen mit seiner Vermutung - wenn auch so gar nicht in seinem Sinne.