US-Wahlkampf Kerry geht in die Offensive

US-Präsidentschaftskandidat John Kerry hat mit seiner Generalkritik an der Irak-Politik von Amtsinhaber George Bush die Gangart des Wahlkampfes verschärft. Bush wiederum wirft Kerry vor, "diffuse Signale" zu senden.

Die "New York Times" ist begeistert von John Kerry. Sie lobt den Mut des Demokraten, der "nach Wochen politisch schädlichen Zögerns endlich seine Stimme zu einem Thema gefunden zu haben scheint." Weiter heißt es in der Zeitung, Kerrys Rede in der Universität von New York sei "gut begründet und intellektuell geradlinig" gewesen.

Kerry hatte eine Wahlkampfrede an der Hochschule zu einer Genralabrechnung mit der Irak-Politik von Präsident George Bush genutzt. Er warf dem Amtsinhaber kolossale Fehler und "katastrophale Entscheidungen" vor. Bushs Berater bezeichnete der Herausforderer als Ideologen, die sich durch "starrsinnige Inkompetenz" auszeichneten.

Grundsätzlich sprach Kerry Bush ab, eine erfolgsversprechende Strategie für den Irak zu besitzen. Er sagte: "Ich habe eine, ich habe sie schon die ganze Zeit." In Kerrys Strategie spielt die Einbeziehung der internationalen Staatengemeinschaft wieder eine zentrale Rolle. Um internationale Unterstützung für den Irak-Einsatz zu gewinnen, schlug Kerry vor, Bush solle ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs in dieser Woche in New York am Rande der UN-Vollversammlung einberufen.

Positives Echo auf Kerry-Vorstoß

Beonderen Beifall hat die Tatsache gefunden, dass Kerry nicht nur kritisierte, sondern auch gleichzeitig Alternativen aufzeigte. Seine Strategie, die Gewalt im Irak zu beenden, würde "eine gute Chance bieten, eine Situation zu retten, die täglich immer gefährlicher wird für Iraker, Amerikaner und eine unbeständige Region", so die "New York Times".

Bush reagierte prompt auf die Rede Kerrys: Auf einer Veranstaltung in New Hampshire sagte der Präsident: "Mein Gegenspieler hat wieder nach seiner Schablone gehandelt und sein Fähnlein nach dem Wind gehängt, mit neuen Widersprüchen zu seinen alten Standpunkten", sagte Bush. Er warf seinem Herausforderer vor, in einer heiklen Zeit diffuse Signale zu senden. "Wir müssen Entschiedenheit und Entschlossenheit zeigen. Diffuse Signale sind die falschen Signale an den Feind, diffuse Signale sind die falschen Signale an das irakische Volk. Diffuse Signale sind die falschen Signale an unsere Verbündeten. Und sie sind die falschen Signale an unsere Truppen im Kampf."

US-Soldaten noch länger im Irak

Bush will im Irak weiter Stärke zeigen und hat einen raschen Truppenabzug aus dem Land ausgeschlossen. Er räumte zwar ein, dass die Lage im Irak "verteufelt schwierig sei", betonte aber gleichzeitig, dass man sich der Gewalt nicht beugen werde. Es mache keinen Sinn, die US-Truppen zeitig abzuziehen, weil es dann im Irak noch gefährlicher werde, sagte Bush auf der Wahlkampfveranstaltung in Derry im US-Bundesstaat New Hampshire. Aufgabe sei es, Iraker auszubilden und so rasch wie möglich auf den Weg von Demokratie und Stabilität zu führen, bevor die Truppen zurückkommen könnten. Die Festlegung auf einen zeitlichen Rahmen für den Truppenabzug lehnte Bush ab, weil die "Feinde" diese Frist dann aussitzen würden.

DPA · Reuters
DPA/Reuters