Für Bush wird das Dilemma der Demokraten der beste Beleg sein, dass es auch 100 Tage nach Beendigung der Kampfhandlungen im Irak keinen Grund gibt, an seinem Kriegskurs zu zweifeln. Umfragen sehen zwar sinkende Zustimmung zu Bush - aber noch immer bejahen aktuell 53% der Amerikaner die Politik von Bush. Dabei läuft vieles nicht nach Plan.
Großes Haushaltsdefizit
Bisher starben 55 US-Soldaten bei Angriffen von irakischen Untergrundkämpfern - und fast jeden Tag kommen neue Opfer hinzu. Die unerwartet hohen Besatzungs-Kosten von vier Milliarden Dollar monatlich lassen selbst republikanische Senatoren am Sinn der US- Strategie gegen den Terror und das Böse in der Welt zweifeln. Das Defizit im Staatshaushalt nimmt wegen der Militärausgaben bedrohliche Ausmaße an. Und so wenig es in Afghanistan gelang, Terroristenchef Osama bin Laden zu fangen, so wenig ist es den US-Truppen gelungen, Iraks Tyrannen Saddam Hussein in ihre Gewalt zu bringen.
Auch die Amerikaner registrieren mit Skepsis, dass zumindest einige der ursprünglichen Begründungen, mit denen die USA in den Krieg zogen, bisher nicht belegt werden konnten. Noch immer gibt es keine Spur von Massenvernichtungswaffen oder Atomwaffen-Projekten im Irak, noch immer keine Belege für die Unterstützung El Kaidas durch Saddam. Bush und sein Bündnispartner, der britische Premier Tony Blair, haben deswegen in ihren Ländern an Glaubwürdigkeit eingebüßt.
Kritik von Al Gore
Der demokratische Konkurrent von Bush bei den Wahlen 2000, Al Gore, kritisiert heftig den Verlust amerikanischer Werte und beklagte Kriegsentscheidungen, denen falsche Fakten zu Grunde lagen. Links-Intellektuelle wie der Schriftsteller Norman Mailer oder Gore Vidal prangern mit bitteren Worten die «imperialen» Ambitionen der US- Regierung an. Mit Moral habe die Politik rein gar nichts zu tun, so Mailer - aber er spricht auch von einem «enorm geschickten politischen Schachzug».
In der Tat hat die Regierung Bush - neben der Ausschaltung des menschenverachtenden Diktators im Irak - die für sie wohl wirklich wichtigen Kriegsziele erreicht. Die geopolitische Landkarte im Nahen Osten wurde deutlich verändert, ohne dass die ganze Region in Flammen gesetzt worden wäre. Im Gegenteil: der Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern scheint neue Dynamik zu gewinnen.
Nicht nur Israels Premier Ariel Scharon wertet dies als indirekte Folge der Niederlage von Saddam. Auch viele Palästinenser hätten erkannt, so US-Diplomaten, dass sich die USA nur dann für einen palästinensischen Staat einsetzen würden, wenn sie dem Terror abschwören. Nach den Kriegen in Afghanistan und dem Irak fühlen sich die Amerikaner in der arabisch-islamischen Welt sehr viel ernster genommen als zuvor.
Weltpolitische Strategie bestätigt
Bush sieht sich in seiner weltpolitischen Strategie bestätigt. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sucht Washington die Offensive gegen die aus ihrer Sicht größte Gefahr für die USA, der von einzelnen Staaten unabhängigen Gewalt des globalen Terrorismus. Dieser soll überall dort bekämpft werden, wo Terroristen Basis und Unterstützung finden oder wo unberechenbare Machthaber sitzen. Für die USA waren Afghanistan und der Irak in diesem Kampf nur die ersten Schritte.