Usbekistan Festnahmen in Andischan

Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstands in Andischan hat die usbekische Polizei nach eigenen Angaben etwa 70 Menschen festgenommen.

Die Lage in der Stadt im Fergana-Tal normalisiere sich langsam, sagte der usbekische Innenminister Sakir Almatow nach russischen Medienberichten vom Montag. Ein Teil der befreiten Untersuchungshäftlinge sei freiwillig ins Gefängnis zurückgekehrt, erklärte der Minister am Sonntagabend in Andischan.

Bewaffnete Stadtbewohner hatten in der Nacht zum Freitag Gefängnisse gestürmt und tausende Gefangene befreit. Am Freitagabend war usbekisches Militär nach Augenzeugenberichten mit Gewalt wahllos gegen Aufrührer und friedliche Demonstranten vorgegangen. Dabei wurden nach inoffiziellen Berichten bis zu 500 Menschen getötet.

Feuergefechte an der kirgisischen Grenze

Bei einem Feuergefecht in der Nähe der kirgisischen Grenze sind nach Augenzeugenberichten acht usbekische Soldaten und drei islamistische Kämpfer ums Leben gekommen. Der Vorfall ereignete sich im Ort Tefektosch. Mehr als 500 Usbeken hätten dort wegen der Unruhen versucht, über die Grenze in das Nachbarland zu fliehen, hieß es weiter.

Bei der blutigen Niederwerfung von Protesten in der Stadt Andidschan waren in den vergangenen Tagen laut Augenzeugen rund 500 Menschen getötet und etwa 2000 verletzt worden. Auslöser der Unruhen war ein Prozess gegen 23 Personen, denen Kontakte zu einer verbotenen islamischen Partei zur Last gelegt wurden. Demonstranten stürmten am Freitag das Gefängnis von Andidschan und befreiten rund 2000 Häftlinge, unter ihnen auch die Angeklagten.

Daraufhin schossen Soldaten in die Menschenmenge. Der usbekische Präsident Islam Karimow machte die Demonstranten für das Blutbad verantwortlich und warf dem Nachbarland Kirgisien vor, die Unruhen geschürt zu haben. Dort war die Regierung von Präsident Askar Akajew am 24. März von Anhängern der Opposition gestürzt worden.

"Kommersant": Moskauer Unterstützung für Karimow ist Selbstmord

Die russische Zeitung "Kommersant" kritisiert am Montag die Moskauer Solidarität mit dem usbekischen Präsidenten Islam Karimow: "Mag jemand in Moskau Islam Karimow? Mag Wladimir Putin ihn? Rein menschlich? Wohl kaum. Sogar mit ziemlicher Sicherheit nicht. Trotzdem hat Moskau seine Solidarität mit Karimow erklärt, vor allem deshalb, damit sich der Virus bunter Revolutionen in der todkranken GUS nicht noch weiter ausbreitet. Doch wen genau unterstützt man? Seit Freitagnachmittag ist das usbekische Regime zu einer Tyrannei geworden in der allerklarsten Bedeutung dieses Wortes. In Usbekistan das Gesicht dieser Tyrannei zu sein, ist Selbstmord, sie aus Russland zu unterstützen genauso. Es tut einem nachgerade Leid um die Leute im Kreml, die das nicht verstehen. Es beschämt einen auch."

Und die konservative Londoner Tageszeitung "The Times" kommentiert unter der Überschrift "Eine Region am Rande des Abgrunds" am Montag die Lage in Usbekistan: "Moskau und Washington sind sich der Spannungen sehr bewusst, die sich im Land aufgestaut haben. Aber beide haben - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen - (Präsident Islam) Karimow unterstützt - die Russen wegen seines harten Vorgehens gegen jede Art islamischer Opposition, die, wie er behauptet, in Verbindung mit der Gewalt in Tschetschenien steht; und die Amerikaner, weil sie dort vor dem Einmarsch in Afghanistan einen Militärstützpunkt aufgebaut haben, der eine Schlüsselrolle in den fortdauernden Einsätzen gegen El Kaida und Sympathisanten der Taliban einnimmt. (...) Jetzt muss Druck auf Karimow ausgeübt werden, bevor sein Land und die ganze instabile aber strategisch wichtige Region in den Abgrund stürzt."

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