Versuchter Putsch in Eritrea Meuternde Soldaten besetzen Ministerium in Asmara

Sie fordern politische Reformen und die Freilassung politischer Gefangener: Rund 200 Aufständische belagern das Informationsministerium in Eritreas Hauptstadt. Wer die Meuterei anführt, ist unklar.

Meuternde Soldaten haben in Eritrea nach übereinstimmenden Angaben das Informationsministerium besetzt und politische Reformen gefordert. Die Armee belagere das Ministerium in der Hauptstadt Asmara mit Panzern, nachdem rund 200 Aufständische in das Gebäude eingedrungen seien, berichteten Diplomaten am Montag. Schüsse fielen zunächst nicht, die Stadt erschien den Angaben zufolge ruhig.

"Das Informationsministerium wird belagert", sagte ein Diplomat, der anonym bleiben wollte. Ein eritreischer Radiojournalist in Paris berichtete, zunächst hätten rund einhundert meuternde Militärs das Ministerium gestürmt. Sie hätten die Nachrichtensprecher des staatlichen Fernsehens und der Radiosender angewiesen, eine Erklärung zu verlesen, wonach die Aufständischen ab sofort für die Durchsetzung der Verfassung zuständig seien. Zudem sei laut der Erklärung die Freilassung politischer Gefangener angeordnet worden.

Es sei unklar, wer die Meuterei anführe, sagte der eritreische Journalist, der sich auf direkte Quellen in Eritreas Hauptstadt berief. Alle Mitarbeiter des Ministeriums seien in einen Raum gebracht worden. Im Ausland ansässige Oppositionsmedien berichteten ebenfalls von der Erstürmung des Informationsministeriums. Auch ausgewanderte Eritreer, die ihre Angehörigen im Land nach eigenen Angaben kontaktieren konnten, berichteten, dass sich Panzer vor dem Ministerium befänden und der Staatssender Eri-TV nicht mehr sende.

Auswärtiges Amt gibt Teilreisewarnung aus

Eine unabhängige Bestätigung der Berichte war zunächst nicht möglich, da ausländische Journalisten in Eritrea nicht geduldet werden. Das britische Außenministerium erneuerte indes am Montag seine Reisehinweise für das Land, da Berichte über "ungewöhnliche militärische Bewegungen in und rund um Asmara" vorlägen. Weitere Details gab das Ministerium nicht bekannt. Auf den Seiten des Auswärtigen Amts befand sich bereits zuvor eine Teilreisewarnung für das verarmte Land am Horn von Afrika.

Der eritreische Präsident Issaias Afeworki regiert Eritrea seit dessen Unabhängigkeit 1993 mit eiserner Hand. Eritrea hatte sich nach jahrzehntelangem Unabhängigkeitskrieg von Äthiopien abgespalten. In Eritrea sind Oppositionsparteien verboten, zudem gehen die Behörden massiv gegen Regierungskritiker vor. Auch religiöse Minderheiten werden in dem Land immer wieder verfolgt.

AFP
nw/AFP