Die Sozialdemokraten (SPÖ) haben bei der Parlamentswahl in Österreich überraschend die konservative Volkspartei (ÖVP) von Kanzler Wolfgang Schüssel überflügelt. In einer Hochrechnung auf Basis von zwei Dritteln der ausgezählten Stimmen lagen SPÖ und ÖVP mit 35,8 zu 34,5 Prozent aber weiter Kopf an Kopf. Die ÖVP verlor ihre Regierungsmehrheit mit dem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ). Als künftige Regierungsform galt eine Große Koalition von SPÖ und ÖVP als sehr wahrscheinlich.
"Regierung abgewählt"
"Diese Regierung wurde abgewählt", sagte der SPÖ-Geschäftsführer Norbert Darabos im Österreichischen Rundfunk (ORF). Das von Jörg Haider gegründete BZÖ schaffte es mit 4,1 Prozent über die Vier-Prozent-Hürde. Die ÖVP rutschte im Vergleich zur Wahl 2002 fast acht Prozentpunkte ab. "Das ist ein unerwarteter und herber Verlust", sagte der ÖVP-Geschäftsführer Reinhold Lopatka. Die SPÖ verlor laut der vom ORF veröffentlichten Hochrechnung 0,8 Prozentpunkte.
Die rechtspopulistische Freiheitliche Partei (FPÖ) konnte trotz der Abspaltung des BZÖ mit 10,6 Prozent ihren Stimmenanteil von 2002 etwas verbessern. Die Grünen steigerten sich leicht und erreichten 9,9 Prozent.
Mögliche Bündnisse
"Für Rot-Grün dürfte es nicht reichen - dieses Ziel haben wir erreicht", sagte der BZÖ-Fraktionsvorsitzende Herbert Scheibner. Die Liste des EU-Abgeordneten Hans-Peter Martin verfehlte den Einzug ins Parlament.
Von den Mandaten her wäre auch eine Mehrheit der ÖVP mit FPÖ und BZÖ möglich. Vor der Wahl hatten jedoch alle Parteien eine Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen.
Überraschendes Ergebnis
Die ÖVP bildete ab dem Jahr 2000 mit der FPÖ die Regierung. Seit dem vergangenen Jahr regierte sie mit dem BZÖ, das sich unter der Führung von Jörg Haider von der FPÖ abspaltete.
Zur Wahl aufgerufen waren 6,1 Millionen Österreicher. Die Führung der SPÖ kam überraschend. In Umfragen lag die ÖVP seit Monaten vorn.