Als seine härteste Prüfung seit einer Brustenthaarung mittels Wachs aus dem Jahr 1978 bezeichnete Schwarzenegger in der "Tonight Show" von Jay Leno seinen Schritt in die Politik. Er sei sich sicher, dass die Menschen in Kalifornien eine bessere Regierung wollten. Amtsinhaber Gray Davis von den Demokraten muss sich wegen der immensen Staatsverschuldung am 7. Oktober einer Abwahl stellen.
Politik-Novize
Die Kandidatur des Polizistensohnes, der 1947 in Graz zur Welt kam und seit 1983 US-Bürger ist, erinnert vor allem an Ronald Reagan. Der nutzte seine Popularität als Filmstar und Präsident der Schauspieler-Gilde für den Sprung ins kalifornische Gouverneursamt und brachte es gar zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Anders als Reagan, der sich schon vor seiner Gouverneurs-Bewerbung in politischen Organisationen durchboxte, ist Schwarzenegger ein Politik-Novize. Zwar berief Georg Bush senior den siebenfachen Mr. Universum zum Gesundheitsberater, und er unterstützte auch dessen Sohn im Wahlkampf. Um ein Amt kandidiert der "Terminator" jedoch zum ersten Mal.
Sein Ruhm als Held banaler Action-Filme ist dabei keineswegs Garant für eine Mehrheit. Schwarzenegger gilt politisch als gemäßigter Republikaner und hält sich für "äußerst liberal in sozialen Fragen". Die Parteiführung in Kalifornien wird jedoch von Konservativen dominiert. Und bei einer Umfrage vom 16. Juli lag Schwarzenegger mit 15 Prozent sechs Prozentpunkte hinter dem ebenfalls republikanischen Exbürgermeister von Los Angeles Richard Riordan.
Neigung zu markigen Sprüchen
Dass seine Rivalen aus beiden politischen Lagern in seiner bisherigen Karriere ausreichend Stoff für Schmutzkampagnen finden könnten, sieht Schwarzenegger gelassen: "Ich weiß, dass sie versuchen werden, mit alles um die Ohren zu hauen", sagte er in der Fernsehshow. Hartnäckige Vorwürfe, er sei ein Weiberheld, wies der Familienvater schon mehrfach zurück. Für Aufsehen hatte auch die Wiederveröffentlichung des Films "Pumping Iron" gesorgt, mit dem Schwarzenegger 1977 in den USA berühmt wurde. In einer Filmszene raucht der Vorbildathlet Marihuana, was schon Expräsident Bill Clinton in Erklärungsnot brachte. Anders als Clinton räumte Schwarzenegger allerdings ein: "Ja, ich rauchte den Joint, und ich inhalierte sogar. Aber das war in den 70ern, und ich habe es nie wieder angerührt."
Ohnehin ist der Mann mit dem markanten Kinn keineswegs zimperlich und neigt nicht nur im Film zu markigen Sprüchen. "Die Politiker betrügen, fummeln herum und versagen", sagte er zu Jay Leno. Dies gelte vor allem für den amtierenden Gouverneur Davis: "Er versagt schrecklich, und das ist der Grund, warum er abgelöst werden muss."
Vorteil: Bekanntheit und Symapthiebonus
Und trotz seiner politischen Unerfahrenheit gilt Schwarzenegger keinesfalls als aussichtsloser Kandidat. Das Geld für die Kampagne hat er selbst, allein 30 Millionen US-Dollar verdiente er mit "Terminator 3". Zudem strahlt er eine gewaltige Anziehungskraft auf die Medien aus. Sein größtes Pfund ist jedoch der Name: Jeder kennt Schwarzenegger.
Dass er dennoch so lange zögerte, führen Kenner der Familie auf angebliche Vorbehalte seitens Schwarzeneggers Frau zurück. Maria Shriver weiß, welche Last sich ihr Mann mit einer Politikerkarriere aufbürden würde: Die Journalistin ist die Nichte von John F. Kennedy. Und die beiden haben vier Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren. Nach der Jay-Leno-Show erklärte Schwarzenegger vor Reportern: Er habe sich erst entschieden, nachdem seine Frau gesagt habe: "Du musst eines wissen: Ich unterstütze dich, egal was du tust."
Klare Worte
Zu Clintons Außenpolitik: Ein "Desaster." "Die Republikaner können das besser."
Zum Terror: Man muss den Terroristen "klar machen, dass sie am kürzeren Hebel sitzen."
Zu Kindern und TV: "Meine vier Kinder beschweren sich, ich würde nur Filme drehen, die sie nicht sehen dürfen"
Seine Befähigung: "In allem was ich jemals machte, habe ich Führungsstärke bewiesen." Trotz anfänglich schlechter Englischkenntnisse und einem unaussprechlichen Namen habe er es zum "best bezahlten Entertainer der Welt" gebracht.
Sein Ziel in Kalifornien: "aufräumen" und den Bundesstaat auf Vordermann bringen
Zu Immigranten: "Auch ich bin ein Einwanderer."