"Wie kann das sein?", fragt Burak Copur aufgebracht. "Wie kann die Bundesregierung in diesen Tagen immer wieder erklären, wie unverbrüchlich sie an der Seite Israels steht und dass Antisemitismus in Deutschland keinen Platz haben darf und dann ausgerechnet ihn zum Staatsbesuch einladen?"
Ausgerechnet ihn. Der türkische Präsident kommt an diesem Freitag zum Staatsbesuch nach Deutschland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Scholz werden Recep Tayyip Erdoğan empfangen.
Ausgerechnet jetzt. Schon die vorigen Deutschlandbesuche Erdoğans waren vergiftet, mal erklärte er den in Deutschland lebenden Türken, Assimilation sei ein Verbrechen, mal eröffnete er eine Moschee und führte sich auf, als sei er der Bundeskanzler.
Nun aber empfängt der wirkliche deutsche Bundeskanzler inmitten des Gaza-Krieges und der antisemitischen Welle, die auch Deutschland erfasst hat, einen türkischen Präsidenten, der kürzlich auf einer Kundgebung die islamische Terror-Organisation Hamas als eine "Gruppe von Befreiern" preiste, die nur ihr Land verteidige. Der vor Mitgliedern seiner Partei AKP Israel als einen "Terrorstaat" bezeichnete, dem es darum gehe, die Stadt Gaza und all ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu vernichten. "Die Bundesregierung will hingegen Klartext mit Erdoğan reden. Darüber lacht Erdoğan doch nur insgeheim. Deutsche Politiker spielen aus seiner Sicht nicht in seiner Liga, wenn überhaupt nimmt er Biden und Putin auf Augenhöhe ernst", sagt Burak Copur.