Traditionelle Pressekonferenz Putin beendet das Jahr siegesgewiss und nennt Bedingungen für Frieden in der Ukraine

Jahrespressekonferenz: Putin hält an Kriegszielen fest – keine Aussicht auf Ende der Kämpfe
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Zum ersten Mal seit Beginn des Angriffs gegen die Ukraine hatte der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstag zu seiner großen Jahrespressekonferenz geladen. Die Veranstaltung, an der Hunderte von russischen und ausländischen Journalisten teilnehmen dauert in der Regel mehrere Stunden. Gleich zu Beginn stellte Putin klar: Die Ziele der "militärischen Sonderoperation" - wie Russland den Krieg gegen die Ukraine bezeichnet - bleiben unverändert. "Es wird Frieden sein, wenn wir unsere Ziele erreichen, die Sie gerade genannt haben. Kehren wir nun zu diesen Zielen zurück: Sie haben sich nicht geändert. Ich erinnere Sie an das, worüber wir damals gesprochen haben: die Entnazifizierung der Ukraine, ihre Entmilitarisierung, ihr neutraler Status." Für die Armee bestehe keine Notwendigkeit für eine weitere Mobilisierung von Reservisten, sagte Putin. Bislang hätten sich rund 486.000 Freiwillige beim Militär verpflichtet, zusätzlich zu den 300.000 Soldaten, die im vergangenen Jahr bei der Teilmobilmachung eingezogen worden seien. Auch auf die russische Wirtschaft ging Putin ein. Trotz der westlichen Sanktionen habe diese laut seinen Angaben zugelegt. Er räumte allerdings ein, dass die Inflation zu hoch sei. "Leider ist unsere Inflation gestiegen, das ist wahr. Bis Ende des Jahres wird sie voraussichtlich 7,5 Prozent betragen, vielleicht sogar etwas mehr, bis zu acht Prozent Aber die Zentralbank und die Regierung ergreifen die notwendigen Maßnahmen. Ich meine, die Anhebung des Leitzinses und einige andere Maßnahmen, die die Zentralbank und die Regierung ergreifen. Und wir gehen davon aus, dass wir in der Lage sein werden, zu den Zielindikatoren zurückzukehren. Bei der Fragerunde, die vom Staatsfernsehen übertragen wurde, durften auch Bürger ihre Probleme schildern und Putin um Rat fragen. Die Fragen dazu waren lange im Vorfeld eingereicht worden. Putin will am 17. März auch zum fünften Mal zum Präsidenten gewählt werden. Dafür hatte er eigens die Verfassung ändern lassen.
Wladimir Putin bestätigt für seinen Krieg gegen die Ukraine alle bisherigen Ziele. Bedingung für einen Frieden sei der neutrale Status sowie die Entmilitarisierung des Nachbarlandes, wie er auf der traditionellen Jahres-Pressekonferenz sagte.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat die militärischen Ziele Moskaus im Ukraine-Konflikt bekräftigt und sich zuversichtlich über einen Sieg seines Landes geäußert. Einen Frieden werde es erst geben, wenn "die Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine" erreicht worden sei, sagte er bei seiner traditionellen Jahresabschluss-Konferenz in Moskau. Die russische Armee sei mit mehr als 600.000 Soldaten in der Ukraine im Einsatz. 

Russlands Armee verbessere überall ihre Position

Putin sagte zur Lage an der Front, die russische Armee verbessere ihre Positionen "praktisch auf der gesamten Länge der Kontaktlinie". Die Ukraine hatte im Juni eine Gegenoffensive gestartet, die jedoch nicht die von Kiew erhofften Erfolge brachte. Der Frontverlauf hat sich in diesem Jahr kaum verändert. 

Der Kreml-Chef machte deutlich, dass er weiterhin an den Zielen der im Februar 2022 gestarteten Offensive festhält: die Entmachtung der ukrainischen Regierung, die er als Nazis bezeichnet, die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten des Nachbarlandes sowie dessen "neutralen Status". Eine Lösung werde "auf dem Verhandlungsweg oder durch Gewalt erreicht werden", so Putin. 

Nach seinen Angaben sind derzeit 617.000 russische Soldaten in der Ukraine im Einsatz. Angaben zur Zahl der getöteten Soldaten machte er nicht. Die USA gehen von 315.000 verletzten oder getöteten russischen Einsatzkräften aus.

Die jährliche Pressekonferenz, an der Hunderte von russischen und ausländischen Journalisten teilnehmen, dauert in der Regel mehrere Stunden. In ihrem Verlauf beantwortet der russische Staatschef live – vom Kreml vorsortierte – Fragen zu unterschiedlichsten Themen. 

Wladimir Putin ist "nicht nur zuversichtlich"

Bei seinem im Fernsehen übertragenen Auftritt zeigte sich Putin, der in der vergangenen Woche eine erneute Präsidentschaftskandidatur angekündigt hatte, auch mit Blick auf die Widerstandskraft der russische Wirtschaft optimistisch. Die Sanktionen des Westens hätten der Wirtschaft kaum geschadet. "Wir haben genug, um nicht nur zuversichtlich zu sein, sondern auch um voranzukommen", sagte Putin.

Der russische Präsident "hofft" nach eigenen Worten zudem auf eine Lösung für die Freilassung von zwei wegen Spionage-Vorwürfen in Russland inhaftierten US-Bürgern. Es gebe einen Dialog zu diesem Thema, aber dieser sei "nicht unkompliziert", so Putin  mit Blick auf den US-Journalisten Evan Gershkovich und den früheren Soldaten Paul Whelan. Derweil entschied ein Gericht in Moskau, dass Gershkovich vorerst weiter in Haft bleiben muss.

"Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden werden", sagte Putin bei seiner Jahresabschluss-Pressekonferenz. "Aber die US-Seite sollte uns auch anhören und eine Entscheidung treffen, die der Russischen Föderation entgegenkommt."

Ein Moskauer Gericht hatte kurz vor Putins Äußerungen einen Einspruch Gershkovichs gegen seine Haft zurückgewiesen. "Evan Gershkovich bleibt bis zum 30. Januar 2024 in Haft", erklärte das Gericht auf dem Online-Kanal Telegram.

Keine Belege für Schuld von US-Journalist

Gershkovich war Ende März während einer Recherchereise im Ural festgenommen worden. Dem 32-Jährigen wird von der russischen Justiz unter anderem vorgeworfen, Informationen über die russische Rüstungsindustrie gesammelt zu haben. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Der Reporter, seine Familie, sein Arbeitgeber und die US-Behörden weisen die Spionage-Anschuldigungen zurück.

Die russische Justiz hat keine Belege für ihre Anschuldigungen veröffentlicht. Das juristische Verfahren gegen Gershkovich wurde als geheim eingestuft. Er ist der erste ausländische Journalist, der seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen wurde. 

AFP · DPA
nik