Wort- und Scheingefechte USA und Südkorea starten Militärmanöver im Japanischen Meer

Nordkorea verstärkt angesichts des wachsenden Drucks die Drohkulisse. Pjöngjang zückt erneut die Atomkarte. Die Menschen in der Region fürchten, dass die Spannungen weiter eskalieren könnten.

Im gleichen Maß, wie der Druck auf Nordkorea zunimmt, verschärft das Land seine Drohungen. Wenig überraschend war deshalb für die Südkoreaner auch diesmal die neue Warnung des kommunistischen Nachbarlandes vor einem "heiligen Krieg" und dem Einsatz mit Atomwaffen. Die Führung in Pjöngjang fühlt sich durch ein großes Seemanöver provoziert, das die US-Streitkräfte derzeit gemeinsam mit Südkorea im Japanischen Meer veranstalten. Der militärischen Demonstration der Stärke mit einem Flugzeugträger, 20 Schiffen und mehr als 200 Flugzeugen setzt das angeschlagene Nordkorea ein gefährlich klingendes Säbelrasseln entgegen.

Doch schon fürchten Beamte in der US-Regierung, dass es Nordkorea nicht bei der Kriegsrhetorik belassen wird: Ein neuer Atomversuch oder neue Raketentests könnten folgen. Denn die USA wollen in den nächsten Monaten nicht nur die Zahl der gemeinsamen Manöver mit Südkorea erhöhen. Auch die Finanzsanktionen gegen das isolierte Nordkorea sollen verschärft werden. Damit soll dem Regime in stärkerem Maße der Geldhahn für die Finanzierung seiner Waffenprogramme zugedreht werden. Pjöngjang unterstellt der US-Regierung eine "feindselige Politik".

Die Strafmaßnahmen gegen Nordkorea sind eine Reaktion auf den Untergang der südkoreanischen Korvette "Cheonan", bei dem im März 46 Seeleute den Tod fanden. Die Tragödie wird auf einen nordkoreanischen Torpedo-Angriff zurückgeführt. Nordkorea bestreitet das. Die Spannungen schaukeln sich deshalb seit Monaten bedrohlich hoch. Ein Ende des Konflikts ist nicht abzusehen. Zwischen den Regierungen der beiden Koreas herrscht Funkstille.

Die Menschen in der Region befürchten zudem, dass sich in Nordkorea eine explosive Gemengelage zusammenbraut. Die existenziellen Probleme sind nach Meinung von Beobachtern nicht zu übersehen. Auf der einen Seite hat das Land mit immensen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Auf der anderen Seite befinde sich das Land in einer "Transitionskrise", sagen Diplomaten in Seoul.

Südkorea und die USA glauben, dass der alternde und zuletzt kränkelnde Machthaber Kim Jong Il mit Raketen-und Atomtests sowie dem Ausbau des Atomprogramms die Machtübergabe an einen seiner Söhne absichern wolle. Um sich vor allem gegen das mächtige Militär zu behaupten, müsse Kim Stärke nach innen und außen zeigen. Viele Menschen fürchten, dass sich Nordkorea zu einer Kurzschlussreaktion hingerissen fühlen könnte, die einen neuen Waffengang auf der koreanischen Halbinsel auslösen könnte.

Von den internationalen Handelsströmen ist Nordkorea so gut wie abgeschnitten. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung hat sich nach Angaben von Flüchtlingsorganisationen in Südkorea nach einer problematischen Währungsreform Ende vergangenen Jahres verstärkt. Auch die Nahrungsmittelknappheit droht sich zu wieder zu verschärfen. Zuletzt sorgte ein Bericht von Amnesty International für Aufsehen, wonach das Gesundheitswesen des Landes vor dem Kollaps steht. So würden in Kliniken Operationen auch ohne Narkose durchgeführt.

DPA
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