Griechen und Deutsche sind inzwischen auf einen Punkt moralischer Effekthascherei, Schuldzuweisungen und offener Feindseligkeit abgesunken" - der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis wählt in einem Gastbeitrag im "Handelsblatt" deutliche Worte. Fünf Jahre nach der Umsetzung der ersten Rettungsaktion seiner Geldgeber sei sein Land weiter in der Krise und die Animosität zwischen den Europäern sei ausgeprägter denn je, schrieb er.
Von diesem "toxischen Schwarzer-Peter-Spiel" profitierten aber einzig Europas Feinde. "Es muss aufhören." Nur dann könne das Land - mit Unterstützung seiner europäischen Partner, die ein Interesse an seiner wirtschaftlichen Erholung teilten - sich auf die Umsetzung wirksamer Reformen und wachstumsfördernder politischer Strategien konzentrieren. "Dies ist unverzichtbar, um Griechenland endlich in die Lage zu versetzen, seine Schulden zurückzuzahlen und seine Verpflichtungen gegenüber seinen Bürgern zu erfüllen", schrieb Varoufakis.
"Hatten Recht auf Kreditablehnung"
Varoufakis verteidigte sich, Anfang 2010 dafür plädiert zu haben, griechische Staatsschulden abzuschreiben und keine neuen Kredite der europäischen Partner anzunehmen. "Tatsache ist, dass Griechenland kein Recht hatte, sich zu einer Zeit, als seine öffentlichen Schulden nicht mehr zu bewältigen waren, Geld von den deutschen oder anderen europäischen Steuerzahlern zu borgen."
Griechenland hat sich ungeachtet dessen zur Rückzahlung seiner Schulden bekannt und bemüht sich derzeit fieberhaft darum, die Staatspleite abzuwenden. Allerdings ist eine am Freitag von der Regierung vorgelegte Reformliste offenbar immer noch nicht das Dokument, auf das die Geldgeber warten. Um neue Geldquellen zu eröffnen spielt die Regierung in Athen offenbar auch mit dem Gedanken, Russland um Kredite anzufragen.