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Philippinen Zwiebeln so teuer wie Rindfleisch – selbst der Präsident schaltet sich in die Krise ein

Zwiebeln Manila
Kostbare Fracht: Ein Händler chauffiert Zwiebeln über einen Markt in Manila.
© Jam Sta Rosa / AFP
14 Euro kostete bis vor kurzem das Kilo Zwiebeln auf den Philippinen. Unwetter, Schulden, Inflation haben das Gemüse unbezahlbar gemacht – bis sich der Präsident, Sohn des Ex-Diktators, eingemischt hat.

Bis vor kurzem waren auf den Philippinen Zwiebeln so teuer, dass sich sogar der Präsident Ferdinand Marcos Jr. einschaltete. Er gab Schmuggelware aus den Asservatenkammern zum Verkauf frei und importierte das Gemüse aus dem Ausland. Die teuersten roten Zwiebeln der Welt würden sich auf den Märkten von Manila finden, meckerte ein Abgeordneter. Ein Kilo Zwiebeln kostete da so viel wie ein Kilo Rindfleisch: 14 Euro das Kilo.

Unwetter, Schulden, Inflation

Die ostasiatische Inselrepublik leidet ohnehin schon unter hoher Staatsverschuldung und Korruption. Die Corona-Pandemie zwang die Menschen in den Lockdown. Kinder konnten nicht mehr zur Schule, stattdessen mussten viele irgendwie versuchen, Geld zu verdienen. Das meisten Philippiner waren damit beschäftigt, zu überleben. Dazu vermiesten noch Unwetter die Ernte – in diese Lage hinein schlug dann noch die Inflation.

"Im August begannen Verbraucher die Preissteigerungen zu spüren", schreibt der frühere philippinische Abgeordnete und Aktivist Mong Palatino: "Restaurants beschwerten sich über die hohen Preise, auf Social Media machten Memes von Zwiebeln als Luxusgeschenke und Symbol für Überfluss die Runde." Und ausgerechnet zu Weihnachten seien Familien gezwungen gewesen, das Gemüse nur spärlich zu verwenden. Zu den Festtagen kommen und kochen auf den Inseln nicht selten 20, 30 Familienmitglieder zusammen.

2,90 Euro das Kilo Zwiebeln

Die Zwiebelkrise setzte dem Land derart zu, dass die Regierung begann, über mobile Verkaufsstände subventionierte Zwiebeln zu verkaufen. Für umgerechnet 2,90 Euro das Kilo. Jedem Kunden und jeder Kundin standen aber nur drei Kilo der vergünstigten Lauchpflanze zu. Die Preise gingen erst wieder zurück, als das Land im Januar ankündigte, Zwiebeln im großen Stil einzuführen. Die Rede ist von 22.000 Tonnen, das entspricht in etwa der Menge die allein in Indien angebaut wird.

Doch auch dieser Schritt wird auf den Philippinen argwöhnisch kommentiert: Nicht nur, dass die Einfuhr zwei Monate zu spät komme, sie würde auch den einheimischen Bauern schaden, da jetzt Erntezeit sei, heißt es bei Opposition.

Noch ist die Angelegenheit für den erst im Mai gewählten Präsidenten Marcos Jr. nur ein Ärgernis von vielen. Der 65-Jährige, genannt "Bongbong" ist der Sohn von Ex-Diktator Ferdinand Marcos. Der regierte das Land bis 1986 zwanzig Jahre lang mit eiserner Hand. Marcos Jr. will das Erbe seines Vaters aus der Schmuddelecke holen und seine Familie rehabilitieren.

Quellen: Mong Palatino, Landwirtschaftsministerium der Philippinen, Fruchtportal.de, The Diplomat

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