30-Stunden-Woche Bündnis fordert Arbeitszeitverkürzung

Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Europa haben mehr als hundert Wissenschaftler, Gewerkschaftler, Politiker und Kirchenvertreter die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert.

Eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich fordert ein breites Bündnis aus Wissenschaftlern, Politikern, Gewerkschaftern und Publizisten. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Europa soll damit die Debatte über kürzere Arbeitszeiten wieder in Gang gebracht werden. "Ein Überangebot an den Arbeitsmärkten führt zu Lohnverfall", heißt es in einem offenen Brief des Bündnisses an Parteispitzen, Gewerkschaftsvorstände und Kirchen. Der Kampf gegen die Massenarbeitslosigkeit müsse höchste wirtschaftliche und politische, soziale und humanitäre Priorität haben.

Die Unterzeichner verstehen ihr Projekt Arbeitszeitverkürzung in Europa ausdrücklich auch als deutsche Aufgabe. "Neben den offiziell etwas über drei Millionen Arbeitslosen haben wir über drei Millionen Teilzeitbeschäftigte, die im Schnitt 14,7 Stunden in der Woche arbeiten und denen das nicht reicht", sagte der Mitinitiator und Wirtschaftsrechtler Heinz Josef Bontrup der "Tageszeitung".

Arbeit soll fair verteilt werden

Zu den über 100 Erstunterzeichnern des Schreibens gehören neben Wissenschaftlern wie dem Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel und dem Soziologen Oskar Negt unter anderem auch die Chefin der Linkspartei, Katja Kipping, sowie die Linke-Wirtschaftsexpertin Sahra Wagenknecht.

Deutschland und die ganze EU befänden sich in einer schweren ökonomischen und sozialen Krise, heißt es in dem Brief. Die Arbeitslosigkeit habe in Europa "unerträgliche Größenordnungen" erreicht. Besonders erschreckend sei die Jugendarbeitslosigkeit. In Deutschland sei die Zahl der Jobs in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, es seien aber überwiegend Kurz-Jobs, die als Lebensgrundlage nicht ausreichten. Notwendig sei eine faire Verteilung der Arbeit durch eine kollektive Arbeitszeitverkürzung.

Schrittmacher für die Arbeitsverkürzung mit dem Ziel einer 35-Studenten-Woche waren in Deutschland Ende der 70er Jahre die IG Metall und die damalige IG Druck und Papier. 2003 war ein neuer Anlauf der IG Metall zur Einführung der 35-Stunden-Woche im Osten Deutschlands gescheitert.

DPA
kgi/AFP/DPA