Am 6. März 1983 erscheint eine neue Größe auf der politischen Landkarte der Bundesrepublik: Die Grünen – erst 1979 gegründet – kommen bei der vorgezogenen Bundestagswahl auf 5,8 Prozent und ziehen somit erstmals in das deutsche Parlament ein. Wenig später nehmen sie bei der konstituierenden Sitzung des Bundestags mit Sonnenblumen, Zweigen einer umweltkranken Tanne und in Wollpullovern teil – damals noch in Bonn.
Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Nur in einer folgenden Legislaturperiode fehlen die Grünen im Parlament: 1990 scheitern sie mit 4,8 Prozent denkbar knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Mittlerweile gehören sie zum politischen Inventar der Republik und haben sich längst etabliert. 1998 bilden sie mit der SPD unter Gerhard Schröder eine rot-grüne Koalition, ihre erste Regierungsbeteiligung auf Bundesebene. Seit 2021 ist die Partei Teil der Ampel-Koalition unter Kanzler Olaf Scholz. Einige Höhe- und Wendepunkte aus 40 Jahren Grünen im Bundestag zeigen wir in unserer Fotostrecke.
Grüne im Bundestag: Ein neuer Wind im Hohen Hause
Anfangs werden die Neulinge noch von den etablierten Parteien belächelt. "Viele waren regelrecht fassungslos und reagierten aggressiv - aber einige eben auch mit Humor", erinnerte sich Marieluise Beck, eine der Abgeordneten der ersten Stunde, im "Tagesschau"-Interview. Entstanden aus der Umwelt- und Friedensbewegung, mischen die Grünen 1983 die Bonner Republik auf: Erstmals seit 1957 sitzt wieder eine vierte Partei im Bundestag. Bis dahin waren lediglich Union, SPD und FDP vertreten gewesen.
Doch mit den Grünen weht ein neuer Wind im Hohen Hause. Von Autoritäten halten die neuen Abgeordneten nicht viel, sie halten sich nicht an die traditionellen Bräuche, pflegen eine Sprache, die viele Abgeordneter anderer Parteien als unangebracht empfinden, erscheinen in Freizeitkleidung im Plenum. Legendär sind der Auftritt von Joschka Fischer in Turnschuhen und dessen Ausspruch "Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch" in Richtung des Bundestagspräsidenten.
"Schon an unserem Auftreten und äußerem Erscheinungsbild wurde der kulturelle Clash, der dort stattfand, offensichtlich: auf der einen Seite wir Grüne, die wir schon vom Aussehen her - mit langen Bärten und langen Haaren - die Generation vertraten, die sich gegen die etablierten Normen auflehnte. Und auf der anderen Seite eben die etablierten älteren Herren in ihren Anzügen. Das war ein fulminantes Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen", so Marieluise Beck.
Quellen: Bundestag / Bundeszentrale für politische Bildung / "Tagesschau"