AKW Brunsbüttel Zwei Störfälle - Vattenfall mauert

Als der Atommeiler Brunsbüttel wieder hochgefahren wurde, kam es zu zwei Pannen, die Betreiber Vattenfall erst "auf den letzten Drücker" meldete, so das Kieler Sozialministerium. Nun muss sich der Konzern fragen lassen, ob und wie er Sicherheit und Information garantieren will.

Die Pannenserie in norddeutschen Atomkraftwerken reißt nicht ab. Nach Angaben des Kieler Sozialministeriums kam es beim Wiederanfahren des Kernkraftwerks Brunsbüttel am 1. Juli gleich zu zwei Störfällen. Das Personal habe Fehler gemacht und damit ungewollt das Reaktorwasserreinigungssystem blockiert. Das meldepflichtige Ereignis sei der Reaktoraufsichtsbehörde erst "auf den letzten Drücker" am Freitag gemeldet worden, teilte ein Ministeriumssprecher am Sonntag mit.

Der Kraftwerksbetreiber Vattenfall Europe versicherte, er wolle die Öffentlichkeit künftig besser über Vorkommnisse in seinen Meilern informieren. Meldepflichtige Ereignisse würden ab sofort auf der Homepage www.vattenfall.de publiziert. Die jüngsten Vorkommnisse hätten "keine relavanten betrieblichen oder sicherheitstechnischen Auswirkungen gehabt", sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek.

Vattenfall schwieg auch zu Krümmel

Der Atommeiler Brunsbüttel an der Unterelbe war am 28. Juni nach einem Kurzschluss in einer Schaltanlage automatisch heruntergefahren worden. Drei Tage später ging er wieder ans Netz. Kurz nach dem Störfall in Brunsbüttel war im Atomkraftwerk Krümmel bei Hamburg ein Brand ausgebrochen. In einer Trafostation hatte sich Kühlflüssigkeit entzündet. Der Betreiber Vattenfall verschwieg zunächst Bedienungsfehler des Reaktorpersonals.

Das Kieler Sozialministerium, das für die Atomaufsicht zuständig ist, arbeitete auch am Wochenende daran, die Panne in Krümmel aufzuarbeiten. Dabei sei es auch um Dioxinspuren in Luftfiltern des AKW gegangen, hieß es in einer Pressemitteilung. Zuständige Stellen seien damit beauftragt worden, in der Umgebung von Krümmel Boden- und Pflanzenproben zu entnehmen. Vattenfall selbst wurde aufgefordert, den Boden des Werksgeländes untersuchen zu lassen. Krümmel soll laut Betreiber frühestens in drei Wochen zunächst nur mit halber Kraft wieder ans Netz gehen.

Gespäch im Ministerium

Im Fall Brunsbüttel hatte ein Mitarbeiter der Aufsichtsbehörde nach Angaben des Ministeriumssprechers bereits am vergangenen Montag bei der Werksleitung explizit nachgefragt, ob es beim Wiederanfahren zu besonderen Vorkommnissen gekommen sei. Der stellvertretende Werksleiter habe dies verneint.

An diesem Montag wollen Vertreter des Bundesumweltministeriums, des Kieler Sozialministeriums und des Vattenfall-Konzerns zu einem Gespräch in Kiel zusammenkommen. Dabei geht es nach Angaben des Kieler Ministeriums vor allem um den detaillierten Ablauf der Schnellabschaltung des Kernkraftwerks Krümmel und die "Informationspolitik und Sicherheitskultur des Betreibers Vattenfall".

DPA
DPA