Krawalle Mehr Polizei, Justiz in Bereitschaft: Berlin bereitet sich auf Silvester vor

Das Video zeigt den Beschuss eines Einsatzfahrzeuges mit Pyrotechnik in der Silvesternacht in Berlin
Das Video zeigt den Beschuss eines Einsatzfahrzeuges mit Pyrotechnik in der Silvesternacht in Berlin
© Reuters
Sehen Sie im Video: Feuerwehrvideo zeigt Beschuss aus Perspektive der Helfer – 103 Festgenommene wieder auf freiem Fuß.




Es sind beklemmende Videos aus der Berliner Silvesternacht, die die Feuerwehr veröffentlicht hat. Einsatzkräfte melden Beschuss durch Feuerwerkskörper. Die Helfer werden zum Ziel von abgefeuerten Böllern und Raketen, schließlich entscheiden sie sich zum Rückzug. "Wir sind fassungslos!", lautet der Text, den die Berliner Feuerwehr zu dem Video auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht hat. Die Angriffe aber auch der oft einfach unsachgemäße Gebrauch von Pyrotechnik haben die Debatte um den umstrittenen Silvesterbrauch erneut angeheizt. Die Gewerkschaft der Polizei fordert als Konsequenz aus den Vorfällen ein bundesweit einheitliches Böller-Verbot. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach sich am Montag gegen einen generellen Bann aus. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey forderte einen bundesweiten Dialog zum Thema. Eine Insellösung für Berlin lehnt die SPD-Politikerin ab. "Es nützt nichts, in einer fast Vier-Millionen-Metropole einfach mal ein Verbot auszusprechen, was Sie dann nicht umsetzen können. Sie müssen darüber sprechen, wie es gehen kann und welche Arten von Böllern dann vielleicht und wie man es machen kann, damit es umsetzbar ist." "Die Angriffe verurteile sie auf "das Schärfste", sagte Giffey. "Und hier braucht es konsequente Strafverfolgung. Hier braucht es Rückendeckung für die Einsatzkräfte. Und vor allen Dingen müssen wir darüber reden, wie wir auch den Schutz verstärken können, welche technischen Möglichkeiten es dafür gibt."." Die Berliner Feuerwehr gab in ihrer eigenen Bilanz mehr als 1.700 Einsätze in der Silvesternacht an, fast 700 mehr als im Vorjahr. Bei dem in diesem Video gezeigten Vorfall kamen die Einsatzkräfte mit heiler Haut davon. Insgesamt wurden in der Neujahrsnacht allerdings Dutzende Polizei- und Feuerwehrleute verletzt. Mehr als 100 Personen wurden festgenommen, wegen Verstößen gegen das Sprengstoff-Gesetz, tätliche Angriffe auf Einsatzkräfte oder Brand-Delikten. Sie wurden nach Angaben der Polizei nach Feststellung der Identitäten wieder auf freien Fuß gesetzt.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner zieht die Lehren aus den Krawallen in der vergangenen Silvesternacht. Die Behörden seien vorbereitet, so Wegner,  "damit der Rechtsstaat durchgesetzt wird".

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hat ein entschlossenes Vorgehen gegen Ausschreitungen in der Silvesternacht angekündigt. "Wir haben alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, damit der Rechtsstaat durchgesetzt wird", sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. "Dass es in bestimmten Stadtteilen herausfordernd sein kann, wissen wir. Ich kann nur an alle appellieren: Lasst uns friedlich miteinander Silvester feiern, gerne auch ausgelassen", sagte Wegner. "Wer aber Polizei und Feuerwehrkräfte angreift, muss mit einer sehr konsequenten Antwort des Rechtsstaats rechnen."

Sicherheitslage in Berlin derzeit angespannter

Die Polizei werde stark an den Orten präsent sein, an denen man mit Ausschreitungen rechnen könne. "Auch die Justiz wird in der Silvesternacht in Bereitschaft sein, um Haftbefehle zu prüfen oder Nachermittlungen einzuleiten", so der Regierungschef.

"Uns ist bewusst, dass die Sicherheitslage in unserer Stadt seit dem 7. Oktober noch angespannter ist, als sie schon davor war. Das wissen wir", sagte der Regierende Bürgermeister mit Blick auf das Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen in Israel verübt hatten. "Natürlich schauen wir deshalb mit großer Aufmerksamkeit auf die Silvesternacht. Wir haben dafür Sorge getragen, dass genug Polizeikräfte in dieser Stadt auf den Straßen sind. Das ist eine Lehre aus dem vergangenen Jahr."

Wegner und Innensenatorin Spranger wollen die Polizei besuchen

Wegner will sich selbst ein Bild von der Lage machen: "Die Innensenatorin und ich werden gemeinsam in der Stadt unterwegs sein. Wir werden bei der Feuerwehr sein, wir werden mit Einsatzkräften der Berliner Polizei sprechen. Wir werden zu Polizeiwachen fahren, wir werden uns auch ein Bild im Lagezentrum der Polizei machen."

Beim Jahreswechsel 2022/2023 war es bundesweit zu Ausschreitungen gekommen, besonders heftig waren sie in Berlin. Wegen Angriffen und Böllerwürfen auf Polizisten und Rettungskräfte sollen in der kommenden Silvesternacht nach den Planungen der Senatsinnenverwaltung in Berlin mehr als 2800 Polizistinnen und Polizisten zusätzlich zu den üblichen Besatzungen der Streifenwagen unterwegs sein.

Faeser befürchtet neue Silvester-Krawalle

Bundesinnenministerin Nancy Faeser befürchtet zu Silvester erneut gewalttätige Ausschreitungen. "Ich habe die Sorge, dass Silvester wieder ein Tag sein könnte, an dem wir in manchen Städten blinde Wut und sinnlose Gewalt zum Beispiel gegen Polizisten oder Rettungskräfte erleben müssen", hatte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag) gesagt. Zugleich äußerte sie die Sorge, dass sich die Krawalle mit den Ausschreitungen radikalisierter Palästinenser mischen könnten.

DPA
mkb