Berlin vertraulich! Döring will keiner heißen

  • von Hans Peter Schütz
FDP-Generalsekretär Döring hat im stern seinen Chef Rösler einen "Wegmoderierer" genannt - und bekam dafür was auf die Mütze. Und zwar von einem liberalen Namensvetter.

Der Name Döring hat in FDP-Kreisen derzeit keinen besonders guten Klang. Diese Erfahrung musste jetzt Walter Döring, einst stellvertretender Bundesvorsitzender und führender Liberaler in Baden-Württemberg, auf dem Stuttgarter Dreikönigstreffen der FDP machen. Als dieser Tage, so erzählte er, seine Frau Zeitung gelesen habe und dabei auf die Schlagzeile , "Döring spricht Unfug", gestoßen sei - die allerdings dem neuen FDP-Generalsekretär Patrick Döring galt, weil der den FDP-Chef Phillip Rösler im stern als "Wegmoderierer" madig gemacht hatte - fragte sie ihn über den Tisch hinweg automatisch: "Was hast du denn jetzt schon wieder für einen Unsinn geschwätzt?" Für Walter Döring war das eine Warnung. Als er auf dem Dreikönigstreffen das Wort ergriff, sagte er zunächst mal: "Ich heiße Walter Döring. Und auf den Vornamen lege ich heute besonders großen Wert." Nie wieder ist bei diesem FDP-Treff in Stuttgart so fröhlich gelacht worden.

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Am Rande des Dreikönigstreffens widerfuhr dem FDP-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Rainer Brüderle, eine ganz besondere Auszeichnung: Der baden-württembergische Uraltliberale und Ex-Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Georg Gallus (seit 59 Jahren in der FDP), bezeichnete ihn als richtiges "Käpsele". Das ist ein ganz außergewöhnliches Kompliment aus schwäbischem Mund. Denn so titulieren die Schwaben und Badener Menschen, die "ebbas im Grind hend", wie es der schwäbische Mundartdichter Thaddäus Troll mal formuliert hat. Also Menschen, die reichlich Grips im Kopf haben. Das Wort ist verwandt mit dem Ausdruck "Capo". Das ist Brüderle inzwischen in der FDP-Fraktion in der Tat. Und wird es wohl bleiben.

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Denn: Dieser Tage saß in Berlin eine Runde hochrangiger Liberaler beisammen und beriet die Frage, durch wen der FDP-Fraktionschef im Bundestag ersetzt werden könne, falls der Parteivorsitzende Rösler zurücktreten und Brüderle nachrücken würde. Na klar, durch mich, soll die stellvertretende Parteichefin Birgit Homburger nach Angaben eines Teilnehmers dazwischengerufen haben. Homburger hatte dieses Amt vor einigen Monaten an Brüderle abtreten müssen. Hoffnungen auf ein Comeback kann sie sich gleichwohl nicht machen. Denn Brüderle hat erst vor kurzem einem hohen Vertreter des Koalitionspartners CDU fest versichert, er denke nicht daran, künftig den Parteivorsitzenden zu machen. Er genieße den Fraktionsvorsitz wie kein politisches Amt zuvor. Endlich höre ihm die FDP-Fraktion zu. Er fühle, dass er seiner Truppe jene Emotionen bei Reden im Bundestag vermittle, an denen es denen lange Zeit gefehlt habe. Und immer wieder werde ihm versichert, er rede im Bundestag viel besser als Parteichef Rösler. Würde Brüderle den Fraktionsvorsitz dennoch räumen müssen, dann soll Gesundheitsminister Daniel Bahr ganz scharf auf den Posten sein, was dieser freilich auf Anfrage von stern.de energisch bestritt. Homburger, von stern.de auf ihren angeblichen Zwischenruf angesprochen, sagte schlicht: "Die Herren schwätzen zuviel."

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Sage keiner, Bundespräsident Christian Wulff habe keine Einsicht in seine Schwächen. Denn der Refrain des von ihm geschätzten Songs "Apologize" von One Republic lautet: "It´s too late to apologize..." - es ist zu spät für eine Entschuldigung. Da stellt sich natürlich die Frage, ob Wulff dies auch bei seinem großen TV-Auftritt in ARD und ZDF so gesehen hat.