Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer hat unmittelbar nach seiner Auszeit einen missbilligenden Brief an die Klimaaktivistin Luisa Neubauer geschrieben. Der 51-Jährige war am vergangenen Freitag an seinen Arbeitsplatz in der schwäbischen Universitätsstadt zurückgekehrt – nach vier Wochen Pause, die er sich nach einem Eklat rund um holocaustrelativierende Aussagen am Rande einer Migrationskonferenz Ende April selbst verordnet hatte.
Palmer bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag, dass er am Tag der Wiederaufnahme seiner Arbeit das seitenlange Schreiben an Neubauer verfasst hatte. Palmer bezieht sich darin auf eine Rede der "Fridays for Future"-Aktivistin während seiner Auszeit, die sie im Rahmen ihrer "Tübinger Mediendozentur" gehalten hatte.
Boris Palmer verteidigt fossile Energie
Er hält ihr ihre Kritik am "fossilen" Lebensstil vor, was "nichts anderes als ein Frontalangriff auf das westliche Wohlstandsmodell" sei. Der ehemalige Grünen-Politiker verweist darauf, dass menschlicher Fortschritt in entscheidenden Lebensbereichen nicht ohne die Nutzung "einfach und günstig verfügbarer fossiler Energiequellen" möglich gewesen wäre. Neubauer wirft er vor, einen falschen Ansatz in der Klimapolitik zu verfolgen und damit eine "neue Gegnerschaft" heraufzubeschwören.
Palmer hatte im April bei einer verbalen Auseinandersetzung vor einer Migrationskonferenz in Frankfurt am Main, als er mit "Nazis raus"-Rufen konfrontiert wurde, geantwortet: "Das ist nichts anderes als der Judenstern." Weggefährten und Parteifreunde wandten sich daraufhin von ihm ab, Palmer entschuldigte sich anschließend dafür, dass der Eindruck entstanden sei, er würde den Holocaust relativieren.
"Das Ungerechteste ist kein Klimaschutz": Fridays for Future bläst zum 12. Klimastreik und steht nicht alleine auf der Straße

Er hatte damals eine Auszeit angekündigt, um "genug Abstand zu gewinnen und Kraft zu schöpfen". Nach der Eskalation um seine umstrittenen Äußerungen war er auch bei den Grünen ausgetreten. Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in Tübingen. Mit Äußerungen etwa zur Flüchtlingspolitik sorgte er immer wieder für Kontroversen und sah sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt.