Fehlzeiten im Jahr 2022 Beschäftigte des Bundes so lange krank wie noch nie – ein Ministerium senkt den Schnitt deutlich

Im Jahr 2022 waren die gut 350.000 Bundesbeschäftigten so lange krank wie noch niemals zuvor. Im Schnitt häuften sie pro Mitarbeiter 21,71 Fehltage an.

2022 waren die 355.200 Beschäftigten der Bundesverwaltung so lange krank gemeldet wie noch nie seit Erfassung der Daten. Die Zahl der durchschnittlichen Krankheitstage stieg von 17,2 im Jahr 2021 auf 21,71, wie aus dem Gesundheitsförderungsbericht 2022 des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Im Schnitt waren Beschäftigte demnach an 8,65 Prozent der gesamten 251 Arbeitstage im Jahr 2022 krank gemeldet. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über das veröffentlichte Papier berichtet.

Dem Ministeriumsbericht zufolge lag die Zahl der krankheitsbedingten Abwesenheitstage zuletzt im Jahr 2018 mit 21,35 annähernd so hoch wie 2022. Während der Corona-Jahre 2020 und 2021 lag sie mit 18,02 und 17,20 deutlich darunter. 

Frauen in der Bundesverwaltung länger krank als Männer

Besonders hoch waren die Zahlen demnach im einfachen (34,6 Tage) und mittleren Dienst (26,96 Tage). Im gehobenen (18,92 Tage) und höheren Dienst (11,73 Tage) waren sie niedriger. Beamtinnen und Beamte waren im Schnitt 21,63 Tage krank, Tarifbeschäftigte nur 15,46. Frauen waren mit 23,07 Tagen länger oder häufiger krankgeschrieben als Männer (20,77 Tage). Die Zahl der Krankheitstage wuchs bei beiden Geschlechtern mit steigendem Alter.

Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
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© picture alliance/ZB/DPA
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Fast die Hälfte der Krankheitstage (49 Prozent) machen der Auswertung zufolge längere Krankheiten von vier bis 30 Tagen aus. Der Anteil der Fehlzeiten durch Kurzzeiterkrankungen, Langzeiterkrankungen (länger als 30 Tage) und Rehabilitationsmaßnahmen hat dagegen im Vergleich zum Vorjahr abgenommen.

Die längsten Fehlzeiten aller Bundesministerien und -Ämter verzeichnete 2022 die Behörde von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) mit 29,04 Tagen. Über dem Durchschnitt lagen außerdem der Bundesrat mit 25,62, der Bundestag mit 24,39, das Verteidigungsministerium mit 24,23, das Innenministerium mit 22,22 sowie das Finanzministerium mit 22,04 Tagen. Die wenigsten Krankentage meldete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit 11,01 Tagen.

Für die Gegenüberstellung der krankheitsbedingten Abwesenheiten der unmittelbaren Bundesverwaltung mit der allgemeinen Erwerbsbevölkerung wurden Vergleichswerte aller AOK-Versicherten herangezogen. Das Ergebnis: Der Krankenstand im allgemeinen AOK-Trend wie auch bei den AOK-Versicherten in der öffentlichen Verwaltung im Coronajahr 2022 ist gegenüber dem Vorjahr ebenfalls gestiegen. "Die unmittelbare Bundesverwaltung liegt 0,40 Prozentpunkte unter der Quote der krankheitsbedingten Abwesenheitstage der AOK im Bereich der öffentlichen Verwaltung und 0,80 Prozentpunkte über dem Krankenstand aller erwerbstätigen AOK-Versicherten", fasst der Bericht zusammen.

Transparenzhinweis: Die Vergleichszahlen zu 2020 sind korrigiert worden. Zunächst wurde dort fälschlicherweise 28,02 statt 18,02 angegeben. Der Artikel wurde um die Vergleichswerte zur allgemeinen Erkrankung der Bevölkerung 2022 ergänzt. 

AFP
km