Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar, sieht in den jüngsten Wikileaks-Enthüllungen ein "alarmierendes Signal". Die Veröffentlichung geheimer US-Dokumente zeige, wie notwendig ein "radikales Umdenken" sei, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Diesntag. "Wir brauchen nicht immer mehr, sondern weniger Daten, und die Daten müssen ordentlich geschützt werden." Sonst sei zu befürchten, dass demnächst nicht nur diplomatische Korrespondenz, sondern ärztliche Diagnosen, Strafakten oder andere sensible Informationen ihren Weg in das Internet fänden, warnte Schaar.
Die seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 vor allem in den USA vorhandene Datensammelsucht sei "ein Risikofaktor, der kaum zu beherrschen ist", sagte Schaar weiter. Nicht nur in den USA, sondern überall auf der Welt würden immer mehr personenbezogene Daten angehäuft, teilweise sogar - etwa im Bereich der Telekommunikation - ohne jeden Verdacht und Anlass für viele Monate und Jahre. Erhofft worden sei davon ein Zugewinn an Sicherheit. Eingetreten aber sei das Gegenteil, konstatierte der Datenschutzbeauftragte. "Datensparsamkeit ist deshalb das Gebot der Stunde."
Die Internet-Plattform Wikileaks hatte am Sonntag mehr als 250.000 Dokumente von US-Diplomaten in aller Welt veröffentlicht. Die Unterlagen aus der Zeit von 2003 bis Februar 2010 enthalten viele Informationen und unangenehme Einschätzungen von US-Diplomaten. Angesichts der Brisanz einiger Dokumente bemühten sich Regierungen weltweit am Montag um Schadensbegrenzung, die USA erhoben heftige Vorwürfe gegen Wikileaks und sprachen von einem "schweren Verbrechen".