Bundeswehr-Ermittlungen Noch mehr offene Feldpostbriefe

Die Feldpost der Bundeswehr hat weiterhin ein Problem mit dem Briefgeheimnis. Auch Briefe von Deutschland nach Afghanistan kamen geöffnet bei ihren Empfängern an. Auf der "Gorch Fock" stocken unterdessen die Ermittlungen zu den Missständen auf dem Segelschulschiff.

Einem Zeitungsbericht zufolge ist erneut geöffnete Feldpost aufgetaucht. Wie die Zeitung "Bild am Sonntag" unter Berufung auf das Verteidigungsministerium berichtet, ergaben Überprüfungen der Post, die von Deutschland ins Einsatzgebiet geschickt wurde, "dass Briefe geöffnet wurden". Demnach wurden mindestens drei geöffnete Briefe mit Klebestreifen wieder geschlossen. Aus einem Brief sei außerdem eine Uhr entwendet worden, zitierte die Zeitung einen Ministeriumssprecher.

Bereits vor einigen Wochen hatte das Rätsel um geöffnete Feldpost aus Afghanistan für Irritationen gesorgt. Die "Bild am Sonntag" zitierte nun aus einem internen Bundeswehrbericht, der Details zu den Brieföffnungen enthält. So habe ein Hauptfeldwebel Ende November ein Päckchen mit Parfüm von Afghanistan nach Deutschland geschickt. Stattdessen sei jedoch ein Duschbad in Deutschland angekommen. In einem anderen Fall seien zwei Zigarettenpackungen verschickt worden, den Adressaten hätten aber zwei Päckchen einer anderen Marke sowie der Brief eines anderen Soldaten erreicht.

Verwirrung um Ursache für Beschädigungen

Laut dem Papier schließt die Bundeswehr nicht aus, dass die Beschädigung der Postsendungen durch die Bearbeitung einer mechanischen Sortiermaschine in Deutschland stammen können. "Trifft die schnellrotierende Rolle der Maschine auf Gegenstände wie USB-Sticks oder Zigarettenpackungen, ist es möglich, dass die Gegenstände herausgepresst werden", zitierte die "Bild am Sonntag" aus dem Bericht. Ein Sprecher der Post wiederum sagte der Zeitung, diese Vermutung entspreche "nicht der gängigen Praxis". Briefsendungen mit derlei Inhalt würden von Mitarbeitern aussortiert, bevor sie in die Sortiermaschine kämen.

Stockende Ermittlungen auf der "Gorch Fock"

Auch in der zweiten Problematik, mit der sich die Bundeswehr dieser Tage auseinandersetzen muss, kommen die Untersuchungen auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" nur schleppend voran. Laut Focus trifft die eingesetzte Marinekommission auf eine Wand des Schweigens. Der abberufene Kapitän Norbert Schatz und der disziplinarrechtlich verantwortliche Erste Offizier Markus Hey wollten bislang nicht aussagen. Heys Anwalt Jörgen Breckwoldt sagte dem Magazin: "Wir wissen noch nicht einmal, was den Verantwortlichen der Gorch Fock überhaupt vorgeworfen wird."

Die Marine im schleswig-holsteinischen Glücksburg wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren. "Das ist mir absolut unbekannt", sagte ein Marinesprecher am Samstag.

Die Kommission unter Leitung von Konteradmiral Horst-Dieter Kolletschke war eingesetzt worden, um die Berichte über Missstände bei der Ausbildung und Vorwürfe von Offiziersanwärtern gegen die Stammbesatzung zu untersuchen. Junge Offiziersanwärter sollen von Mitgliedern der Stammbesatzung drangsaliert, übermäßig unter Druck gesetzt und sogar sexuell genötigt worden sein. Unter noch ungeklärten Umständen waren 2008 und 2010 zwei Offiziersanwärterinnen zu Tode gekommen.

Die Stammbesatzung hat die Vorwürfe inzwischen in einem offenen Brief an Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) zurückgewiesen und als "Rufmord" bezeichnet.

DPA
swd/AFP/DPA