"Spiegel-Spitzengespräch" Precht äußert sich kritisch gegenüber der Corona-Impfung – und erntet Kritik von Lauterbach

Karl Lauterbach kritisiert Prechts Aussagen über die Corona-Impfung
Karl Lauterbach zeigte sich überrascht und enttäuscht über die Position des Philosophen Richard David Precht.
© Oliver Berg / DPA
Immer mehr Prominente melden sich zum Thema Corona-Impfung zu Wort. Zuletzt hatte sich der Philosoph Richard David Precht unter anderem gegen eine Immunisierung von Kindern ausgesprochen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach haben seine Aussagen überrascht.

Im Podcast "Lanz & Precht" mit dem TV-Moderator Markus Lanz hat sich kürzlich der Philosoph Richard David Precht unter anderem kritisch gegenüber der Corona-Impfung geäußert. "Es geht nicht darum, dass jeder Deutsche gegen das Coronavirus geimpft ist und das Coronavirus im nächsten Jahr aus der Welt ist", sagt der 56-Jähirge. Es sei nicht die Aufgabe des Staates in den Gesundheitsstatus der Bürger einzugreifen.

Zudem sprach er sich gegen eine Corona-Impfung für Kinder aus. Deren "im Aufbau begriffenes Immunsystem mit einem Impfstoff zu bearbeiten", hält er für falsch. "Das würde ich niemals tun", bekräftigte Precht. Es sei schließlich nicht klar, ob die Kinder mit Mitte 20 als Impfnebenwirkung eine Autoimmunerkrankung entwickelten. Die Langzeitfolgen seien noch nicht ausreichend erforscht.

Lauterbach über Prechts Aussagen "überrascht"

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bezeichnete die Aussagen des Philosophen als "einfach falsch", seine Positionen als "abwegig". "Ich schätze ihn sehr und wir kennen uns auch, deshalb hat mich das komplett überrascht", sagte Lauterbach im "Spiegel"-Spitzengespräch mit dem Journalisten Markus Feldenkirchen. Mit derartigen Aussagen hätte er nicht gerechnet. Gerade weil Precht ein Denker und entsprechend in verschiedenen Themengebieten eingearbeitet sei, hätten ihn diese Aussagen auch enttäuscht.

Auch mit Blick auf die jüngsten Aussagen von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht äußerte sich Lauterbach. Wagenknecht hatte vergangenen Sonntag in der ARD-Talkrunde "Anne Will" die Impfungen gegen das Coronavirus kritisiert und heftig mit Lauterbach debattiert. (Den ganzen Schlagabtausch zwischen Wagenknecht und Lauterbach lesen Sie hier hier.) Die Linken-Politikerin warb dafür, lediglich ältere Menschen gegen das Virus zu immunisieren. "Das schadet", sagte Lauterbach im "Spiegel"-Spitzengespräch über die Aussagen Wagenknechts. Er schätze sie als Politikerin. Um ihre Aussagen zu erklären, gebe es zwei Möglichkeiten. Entweder sie kenne sich nicht aus und ihre Äußerungen seien deshalb ohne Fachkenntnis. "Die andere Möglichkeit ist, sie weiß mehr, aber stellt es falsch dar."

"2G ist der Königsweg"

Mit Blick auf die weiter steigenden Inzidenzen hält der SPD-Gesundheitsexperte Einschränkungen für Ungeimpfte für "unabdingbar". "Man kann die vierte Welle nicht einfach weiterlaufen lassen." Von den Bundesländern wünscht er sich deshalb klare Regeln. 2G bezeichnete Lauterbach als "Königsweg". Die Regelung müsse in Kneipen, Restaurants, Cafés und Veranstaltungen konsequent eingeführt werden – genau dort "wo das Leben stattfindet."

Im Gespräch mit Markus Feldenkirchen kritisierte Lauterbach den "läppischen" Umgang mit Kontrollen in der Gastronomie. Restaurantbesitzer würden nur unzureichend prüfen, ob die Gäste geimpft, genesen oder getestet seien. Aber auch der Politik machte Lauterbach Vorwürfe. "Wir haben es verpasst der Bevölkerung früh zu sagen, dass eine Booster-Impfung notwendig wird", räumte er ein. Die Schließung der Impfzentren bezeichnete Lauterbach als Fehler. Es bestehe kein Grund zu der Annahme, dass die Fallzahlen zurückgehen. Gerade unter Menschen im mittleren Alter sei die Impfquote gering, während der Schutz bei älteren Personen wieder nachlasse und die Booster-Impfungen nur langsam voranschritten.

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